, Alte Synagoge Essen
ESSEN. Vor 1933 lebten in der Stadt Essen mehr als 4.500 jüdische Bürger, die nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten entrechtet, beraubt, verfolgt, enteignet, entmenschlicht, verhöhnt, gedemütigt und ermordet wurden. Viele konnten sich noch durch Flucht retten, doch etwa 2.500 kamen in den Ghettos und Vernichtungslagern in Osteuropa ums Leben. Zuletzt zahlten 6 Millionen Menschen jüdischen Glaubens in Europa für den Rassenwahn der Nazis mit ihrem Leben. Das ungeheuerliche Verbrechen der Shoa wirkt bis heute in vielfältiger bedrückender Weise nach. In der Stadt wird zum Internationalen Gedenktag an die Opfer des Holocaust mit drei Veranstaltungen in der Alten Synagoge erinnert:
Samstag, 25. Januar 2025, 19:00, Alte Synagoge Essen
Seiner Hoffnung auf Trost im Glauben verlieh der Franzose Olivier Messiaen in einem Quartett Ausdruck, das er 1940/41 in einem Kriegsgefangenenlager bei Görlitz schrieb: das „Quatuor pour la fin du temps“ (Quartett für das Ende der Zeit), komponiert für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier. Durch die Unterstützung eines deutschen Offiziers erhielt er Notenpapier und Bleistifte und durfte sogar in einem abgetrennten Raum der Theaterbaracke komponieren. Die Uraufführung fand schließlich in der eiskalten, dunklen Nacht des 15. Januar 1941 im Lager statt. Messiaen spielte selbst das Klavier und wurde dabei von Jean Le Boulaire an der Violine, Henri Akoka an der Klarinette und Étienne Pasquier am Cello begleitet.
Erstaunlicherweise klingt es nicht nur nach Düsternis und Weltuntergang, sondern auch nach zerbrechlicher, sphärenhafter Schönheit, die alles Irdische abstreift und Ewigkeit beschwört. Mitten in den Wirren des Weltkriegs schuf der Komponist eine tönende Kathedrale voll kristalliner Klarheit. „Les essences“ spielt das bahnbrechende Werk zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Besetzung: LES ESSENCES, Alina Heinl, Klarinette; Bianca Adamek, Violine; Andrei Simion, Cello; Çağdaş Özkan, Klavier; Eintritt frei. Keine Anmeldung nötig.
Sonntag, 26. Januar 2025, 17:00 Uhr, Alte Synagoge Essen
Die Vertreibung jüdischer Menschen aus Europa brachte einen großen Verlust große Talente, musikalischer Innovation und künstlerischer Brillanz. Besonders die Welt des amerikanischen Entertainments erlebte durch die geflüchteten Komponisten und Musiker eine nie da gewesene Blüte. Drei Sänger, eine Sängerin, ein Pianist präsentieren die schönsten Lieder, die jüdische Komponisten im Amerika des 20. Jahrhundert geschrieben haben - ein sinnliches und rührendes Programm, in Jazzclub-Atmosphäre. Besetzung: Kantor Amnon Seelig, Michael Wiebelt, Joachim Vette, Anna-Katharina Kalmbach, Lennart Altgenug, Klavier. Eintritt frei. Keine Anmeldung nötig.
Montag, 27. Januar 2025, 10.00 Uhr, Alte Synagoge Essen
Seit 10 Jahren fahren Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrganges des Gymnasium Essen-Werden, der Patenschule der Alten Synagoge, nach Oswiecim, wo vor 80 Jahren das Konzentrationslager Auschwitz befreit wurde. Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Fahrten verschiedener Jahrgänge leisten ihren Beitrag in Wortbeiträgen und mit Beispielen künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Thema. An der Veranstaltung wirken Aktive und Ehemalige des Gymnasiums mit und gehen der Frage nachgehen, welche Relevanz eine Fahrt von Jugendlichen an einen solchen Ort heute hat. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen.