02.01.2025
BORBECK. In diesen Tagen war an vielen Stellen von den meistgebrauchten Vornamen im Jahr 2024 die Rede. Emilia, Sophia und Emma waren wieder bei den Mädchen konstant ganz vorne, Noah, Matteo und Elias bei den Jungen. Kurze Namen und viele Vokale seien im Trend, regionale Unterschiede gibt es zwar auch, einige Retro-Namen seien zudem wieder im Kommen, hieß es.
Da lohnt der Blick mal in alte Zeiten in Borbeck: Rund 2.600 Einwohner zählte die Gemeinde ohne Altendorf, Frohnhausen und Holsterhausen im Jahr 1824, die meisten lebten nur von der Landwirtschaft, waren kleine Kötter, Handwerker, oder Tagelöhner und die noch kleinsten Vorboten der Industrie ließen nicht erahnen, welche gigantischen Entwicklungen folgen sollten. Für dieses Stichjahr vor 200 Jahren verzeichnet das Taufbuch der Pfarrei St. Dionysius (Verzeichnis 1807-1847) 113 getaufte Kinder in der ganzen alten Bürgermeisterei mit Borbeck, Dellwig, Frintrop, Gerschede, Schönebeck, Bedingrade, Bochold, Bergeborbeck, Vogelheim, Lirich und Lippern, dem heutigen Teil von Oberhausen. Das Taufbuch für das riesige Pfarrgebiet führt 54 Mädchen und 59 Jungen auf, es gab einmal Zwillinge und einmal sogar Drillinge. Bei den Spitzenreitern in der Namensgebung ist das Ergebnis eindeutig.
Deutlich über die Hälfte der 54 Mädchen trägt den Namen Anna (29), meist mit dem Zusatznamen Maria (25), oft ergänzt zudem mit einem dritten Zusatznamen Christina (2), Elisabeth (3), Gertrud (3), Franziska (2), Katharina (6), Magdalena (1) oder Sophie (1). Deutlich auf Platz 2 liegt Maria (20), auch in der Kombination mit Katharina (7), Franziska (4), Anna (2). Dass eines der Mädchen Angela getauft wurde oder schlicht Marie, Elisabeth, Gertrud oder Katharina heißt, sind fast Ausnahmen. Insgesamt sind kaum nur ein Dutzend Namen gebräuchlich, die überhaupt zur Auswahl stehen – die weitaus meisten Namensgebungen haben einen biblischen Hintergrund oder beziehen sich auf Heilige.
Bei den Namen der 59 Jungen ist mit 23 Johann der Spitzenreiter. Meist wird er „Joann“ geschrieben und kommt nur viermal als Einzelname vor. Alle anderen Nennungen sind in Kombination mit Wilhelm (6), Heinrich oder Henrik (5), Franz (2), Philipp (2), Hermann (2) oder Gerhard (1). Zehnmal ist Hermann der Hauptname, davon dreimal in Kombination mit Ferdinand, Franz, Philipp oder Heinrich. Franz werden sieben Jungen genannt, dreimal mit den Zweitnamen Gerhard, Theodor oder Wilhelm. Wilhelm selbst sind fünf Jungen getauft, einmal kombiniert mit Heinrich. Heinrich/Henrik heißen vier Jungen, drei von ihnen mit dem Zweitnamen Wilhelm. Zwei Philipps gibt es auch, dazu Friedrich-Wilhelm oder Peter Wilhelm oder Theodor Wilhelm. Carl/Carolus (2) oder Clemens wirken in der Gesamtbilanz fast exotisch. Auch hier ist deutlich: Für die meist ebenfalls stark biblisch geprägten Namen von Jungen stehen wie bei den Mädchen ähnlich wenige zur Auswahl. Bei den Jungen dürfte die Wahl von Wilhelm / Friedrich jedoch schon eine Annäherung an „Preußens Gloria“ sein.
Maria Sophia Francisca Rüsel war 1825 das erste geborene Kind, Maria Francisca Sturm erblickte das Licht der Welt am 2. Januar. Die Geburtenzahl stieg im Laufe des Jahres nur leicht auf 118 Kinder an, die in St. Dionysius zur Taufe getragen wurden. Die Namen, die vor allem in der Wahl des Zweit- oder Drittnamens mit den Namen der Eltern und Paten weitgehend übereinstimmten, aber blieben über lange Zeit konstant unverändert.
cb