Schloss: Neue Exponate vervollständigen Ausstellung

24.02.2013

Drei neue Exponate aus dem Fundus des Bistums Essen wurden dem Kulturzentrum Schloss Borbeck als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Ein Tafelgemälde und ein Holzrelief mit Darstellungen einer „Mariae Verkündigung“ und eine Holzplastik des Gründers des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, ergänzen nun die historische Dauerausstellung und die Kapelle der ehemaligen Residenz ...

Drei „Hingucker“ für Schloss Borbeck

Neue Exponate vervollständigen Ausstellung


BORBECK
. (BBVV-online) Am 25. März steht ein Termin auf dem Kalender, der in vielen christlichen Konfessionen gefeiert wird. Und auch wer kein Experte ist, wird schnell verstehen, warum ausgerecht an diesem Tag. Denn genau neun Monate nach „Mariä Verkündigung“ steht „Weihnachten“ auf dem Timer. Eine gute Gelegenheit, drei neue Exponate vorzustellen, mit denen sich Schloss Borbeck seit kurzem schmücken darf.

Dort passen sich ein neues Tafelgemälde, eine Holzplastik und eine geschnitzte Chorwange hervorragend in die historische Dauerausstellung und in die Kapelle ein. Gleich zwei von ihnen thematisieren die Begegnung zwischen Maria und dem Engel der „Verkündigung des Herrn“ („
Annuntiatio Domini“ oderConceptio Christi“), von der im 1. Kapitel des Lukasevangeliums berichtet wird.

 

Alle stammen aus dem Fundus des Bistums Essen und werden dem Kulturzentrum Schloss Borbeck als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Damit ergänzt nun eine wunderbare Darstellung einer „Mariae Verkündigung“ (Tafelbild, Öl auf Holz, um 1480, 98 x 94) die in der historischen Ausstellung vorhandenen sieben Darstellungen der Stiftspatronin, eine Chorwange mit der gleichen Szene aus dem spanischen Burgos (Eiche, 16. Jh., 120 x 55,5) vervollständigt das religiöse „Programm“ der Kapelle (Verkündigung - Geburt – Kreuzigung). Zudem erinnert eine Holzplastik des Gründers des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola (17. Jh., 120 x 50 x 50), an die frühe Schulgeschichte im Stift Essen und die wichtigen Berater der Fürstäbtissinnen.

 

Restauratorische Notmaßnahmen

 

Die neuen Exponate wurden im vergangenen Jahr in der Werkstatt von Diplomrestauratorin Beate Zumkley (Wesel) einer eingehenden Untersuchung und konservatorischen Notmaßnahmen unterzogen. Anlass dazu gab bei dem ca. 0,6 cm starken Tafelgemälde aus dem 15. Jahrhundert vor allem die unzureichende Rahmung mit dem aus späterer Zeit stammenden Zierrahmen. Nach dem Restaurierungsbericht wies das auf vier senkrechten Brettern aufgebrachte Kunstwerk zudem akute konservatorische Schäden durch kleinere Abblätterungen und Fehlstellen in der vermutlich in einer Mischtechnik aus tempera- und ölgebundenen Farben angelegten Malschicht und eine fortgeschrittene Oberflächenverschmutzung von Rahmen und Malgrund auf.

 

Die Bildkomposition ist eine typische Darstellungsform für die Szene der Verkündigung des Engels an die traditionell in blau-rot gekleideten Maria. Sie ist links an einem Betpult kniend dargestellt und wendet sich dem hinter ihr stehenden Engel zu, der in eine weißer Albe und einen grün-rotem Umhang gekleidet ist. Über Maria schwebt der Heilige Geist in Form einer Taube, der Engel trägt in seiner rechten Hand einen Wimpel mit Spruchband. Die bildfüllende Szene ist in einem mit gefliestem Boden, Betpult und Balustrade ausgestatteten Raum platziert, den Hintergrund besteht aus einer mit Metallauflagen strukturierten Fläche, die sich aus kleinen in Linienstruktur gegenläufig gesetzten Quadraten und floralen Ornamenten zusammensetzt. Der schwarze Zierrahmen besteht aus einer glatten Holzleiste mit an drei Seiten innenliegendem gestaffeltem Profil.

 

Hier wurden die Brettverbindung geleimt, Verschmutzungen, Einlagerungen von Staub und Insektenkot, Ausfluglöcher eines Schädlingsbefalls, Kratzer und Markierungen durch die Rahmenbefestigungen entfernt und die Fassungen gesichert und gefestigt. Auch der Rahmen wurde mit Kittung und Retusche der Fehlstellen einer entsprechenden Behandlung unterzogen.

 

Holzrelief gibt
noch Rätsel auf

 

Ein sicher außergewöhnliches Exponat ist die geschnitzte Chorwange mit der Verkündigungsszene, die aus dem 16. Jahrhundert stammt und dessen Provenienz vorsichtig nach Nordspanien verortet wird. Das ungefasste Eichenholz-Relief, das vielleicht auch von einem Altar stammt, zeigt Maria rechts an einem Betpult kniend, den Engel links hinter ihr stehend. Er trägt in seiner linken Hand eine Fahne, die rechte fehlende Hand war ehemals vermutlich segnend erhoben.

Einbezogen in die in einen Architekturrahmen gesetzte Darstellung ist die Dreifaltigkeit: Gott Vater als König in einem Muschelgewölbe über der Szene - auch als König David gedeutet, Christus als Weltenrichter zwischen den Flügelspitzen des Engels, der Heilige Geist ehemals vermutlich als Taube über dem Kopf Mariens. Eine Besonderheit bildet der in der oberen Bildmitte eingeritzte Davidstern (?), der auch aus späterer Zeit stammen könnte und noch Rätsel aufgibt.

 

Die hier notwendigen Maßnahmen umfassten nach dem Restaurierungsbericht die Konservierung des vorhandenen Bestandes, das Schließen markanter Holzrissen und Ausbrüche, die Reinigung der Oberfläche und den Ausgleich von Krepierungen. Der Eichenblock ist auf der Rückseite grob verarbeitet und zeigt deutliche waagerecht verlaufende Werkzeugspuren, vermutlich von einem Balleisen. Auf der Oberfläche wurden besonders in den unteren Bereichen Anlagerungen von Wachs entfernt, die wohl vom Ausblasen von davor aufgestellten Kerzen herrühren. Als Oberflächenüberzug wurde ein Leinöl-Standöl-Gemisch aufgebracht.

 

Ignatius und die Stiftsgeschichte

 

Auch bei der farbig gefassten Holzplastik des Hl. Ignatius von Loyola wurden sichtbare Schäden in Form von akuten Farbablösungen, Bestoßungen und einer fortgeschrittenen Oberflächenverschmutzung durchgeführt. Die dem 17. Jahrhundert zugeschriebene, aus einem massiven Weichholzstamm geschnitzte und fast ein Meter hohe Skulptur zeigt den Gründer des Jesuitenordens mit mystisch verklärtem Blick, die rechte Hand lehrend erhoben, in der Linken ein offenes Buch. In ein reichvergoldetes Gewand gekleidet, steht er mit dem linken Fuß auf einer Phantasiegestalt, die den Dämon der Häresie darstellen soll. Separat gefertigt wurde die rechte Hand, die ohne besondere mechanische Verbindung lose gesteckt ist. In ihren wesentlichen Teilen ist die Figur mit Metallauflage versehen und der Umhang weist auf rotem Bolus eine Vergoldung auf. Die Inkarnate sind mit geringen Schattierungen in grau-rosa gehalten, die Haare mit nur wenigen Nuancierungen graubraun.

 

Die Figur des Ignatius von Loyola (* 31. Mai 1491 auf Schloss Loyola im spanischen Baskenland; † 31. Juli 1556 in Rom, heiliggesprochen 1622, kirchlicher Gedenktag 31. Juli) erinnert an die große Bedeutung des fast 400 Jahre in der Stadt Essen tätigen Jesuitenordens für die Stiftsgeschichte. 70 Jahre nach dem Tod des Ordensgründers war die 1540 durch Papst Paul III. anerkannte Gesellschaft Jesu (Societas Jesu, SJ) durch Fürstäbtissin Maria Clara von Spaur, Pflaum und Vallier in das Stift gerufen worden. Hier erreichten die Patres und Brüder von ihrer Residenz am Burgplatz aus großen Einfluss in der Verwaltung und wirtschaftlich-politischen Leitung des Stiftes, in der Einführung von neuen Frömmigkeitsformen und vor allem in der Bildungsarbeit. Dreimal verboten und vertrieben, hatten sie immer wieder ihre Arbeit neu aufnehmen können. Nun fällt die Übernahme der Figur auf Schloss Borbeck fast mit der 2012 beschlossenen wohl zunächst endgültigen Auflösung des Essener Jesuitenkonventes zusammen.

 

Exponate bleiben ausdrücklich für Schloss Borbeck bestimmt

 

Alle drei mit insgesamt rd. 50.000 Euro versicherten Kunstwerke sind nun echte „Hingucker“ in der historischen Dauerausstellung des Schlosses und in der Kapelle der ehemaligen Residenz. Das Tafelgemälde ist in der Nähe des Trauzimmers platziert, die Figur des Hl. Ignatius weist auf einen Stich des von Fürstäbtissin Franziska Christine von Pfalz-Sulzbach errichteten Waisenhauses in Steele hin und das Holzrelief mit der Verkündigungsszene ziert die Kapelle im Turm. Zweifellos werden sie die Bedeutung von Schloss Borbeck noch weiter stärken.

Für Dr. Herbert Fendrich, den Kunstbeauftragten des Bistums Essen, ist die Entwicklung ein Glücksfall: „Wir freuen uns außerordentlich, dass die drei Exponate nun in der historischen Dauerausstellung in Schloss Borbeck eine neue Heimat gefunden haben“, freute er sich im Gespräch mit BBVV-online. „Sie sind und bleiben ausdrücklich für Borbeck bestimmt, denn dort haben sie einen wunderbaren Rahmen und ergänzen sich perfekt mit den dort bislang gezeigten Ausstellungsstücken.“

Dass sich Dr. Bernd Mengede, Leiter des Kulturzentrums Schloss Borbeck, darüber besonders begeistert zeigt, versteht sich von selbst. Auch darüber, dass der Borbecker Bürger- und Verkehrsverein nach einstimmigem Beschluss der Vorstands- und Beiratssitzung unter Vorsitz von Thomas Isermann am 6. Februar spontan einen Beitrag von 500 Euro für einen Teil der Restaurierungskosten des Tafelgemäldes leistete.

CB

Hinweis: Aktuelle Bilder von der derzeitigen Präsentation folgen.
Zum Selber-Bestaunen:

KULTURZENTRUM SCHLOSS BORBECK
Öffnungszeiten:  Di. - So., 14 - 18 Uhr, Mo. Geschlossen
Tel: (0201) 88 44 219, E-Mail:  kulturzentrum@schlossborbeck.essen.de

Führungen nach Absprache, Internet: www.schloss-borbeck.essen.de

 

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