Maienmahlzeit: Quergedacht, Spaß gemacht

15.05.2013

Zum ausgezeichnete Essen in der Dampfbierbrauerei gab es am Montag 13. Mai, noch einen veritablen Extra-Hauptgang: Denn der Gast der diesjährigen „Borbecker Maienmahlzeit“, Professor Dr. Claus Leggewie, richtete einige knackige Thesen an. Selbstbewusst und engagiert verfeinert von den Klimabotschafterinnen des Borbecker Mädchengymnasiums …



Maienmahlzeit: Quergedacht, Spaß gemacht


BORBECK. Zum ausgezeichnete Essen in der Dampfbierbrauerei gab es am Montag 13. Mai, noch einen veritablen Extra-Hauptgang: Denn der Gast der diesjährigen „Borbecker Maienmahlzeit“, Professor Dr. Claus Leggewie, richtete einige knackige Thesen an. Selbstbewusst und engagiert verfeinert von den Klimabotschafterinnen des Borbecker Mädchengymnasiums …

 

„Global denken – lokal handeln“ lautet die schon länger in der Entwicklungsdebatte ausgegebene Devise, die der Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts (KWI) der Universitätsallianz Ruhr (UAMR) nachdrücklich auf die drängenden Klimafragen wendete. „Jetzt müssen sie sehr stark sein“, leitete er einige Fakten zu den Folgen einer deutlichen Erderwärmung ein. Trotz allem aber zeigte er sich optimistisch: „Eine Transformation unserer Gesellschaft bekommen wir hin“, erklärte der frisch erneut ernannte Mann im Klimabeirat der Bundesregierung.

Eindeutig frisch und lebendig präsentierten sich die selbstbewussten Schülerinnen des Borbecker Mädchengymnasiums (MGB), die sich inzwischen weltweit mit anderen „You Think Green“-Initiativen vernetzt haben. Mit ihrem perfekt vorgestellten Projekt zeigten sie nicht nur die hochengagierte Arbeit an der Schule, sondern gaben beredt Auskunft über ihre theoretischen und praktischen Erfahrungen und Begegnungen zwischen Borbeck, Rio de Janeiro und Berlin. Keine Frage, dass ihr Engagement prasselnden Applaus provozierte. Den Essener Professor nahmen sie so sympathisch ins Kreuzverhör, dass er sie gleich im Anschluss zu weiteren Gesprächen in den wissenschaftlichen Think-Tank seines Instituts einlud.



Kritik zur Grundfrage gab es natürlich auch, nach den Datengrundlagen und den gesellschaftlichen Folgen, auch Hinweise auf das Engagement der Industrie, auf technische und politische Rahmenbedingungen. Einiges zum Nachdenken blieb allemal: Denn „Wetter ist zwar immer“, aber schon ganz andere Hochkulturen mussten dramatisch einsehen, dass wirtschaftliche und soziale Sicherheit ganz ohne vernünftiges Handeln nicht zu haben sind. Damit kann und muss man - wohl gerade vor Ort anfangen.

Die diesjährige Maienmahlzeit leistete zweifellos einen kleinen Beitrag für ein solches Quer- und Nachdenken. Mit herzlichem Dank an alle großzügigen Unterstützer freuten sich die Organisatoren des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins über einen kurzweiligen und lebendigen Abend. Und über einen „magischen Moment“: Denn auch im kommenden Jahr wäre es schön, wenn sich wieder viele maigestimmte Gäste gemeinsam an einer fast naturgetreuen Interpretation der vielstimmigen Atmosphäre im Schlosspark versuchen …





Was sonst noch geschehen ist? Im Folgenden dokumentieren wir den Bericht aus dem Borbeck Kurier vom 18. Mai:



Quer denken ist wichtiger denn je

Maienmahlzeit in der Dampfe: Vortrag, Diskussion und gleich zwei „Hand in Hand"-Preisträger


Der Klimawandel ist nicht mehr weit weg, betrifft nicht allein die Menschen in Bangladesh oder Pa­kistan. Auch ist er keine „Erfindung" der Wissen­schaft, die Ängste schüren möchte.

 

VON CHRISTA HERLINGER

 

„Wir sind längst mittendrin, im Klimawandel. Müssen uns vorbereiten auf Naturphäno­mene, die kommen werden und die sich nicht mehr ändern lassen." Professor Dr. Claus Leggewie, Direktor und Vorstandsvorsitzender des Kulturwissenschaft­lichen Instituts Essen, fand klare Worte. Im großen Saal der Dampfbierbrauerei war der Politikwissenschaftler zu Wochenbeginn Gast der diesjährigen „Borbecker Mai­enmahlzeit". Der Bürger- und Verkehrsverein Borbeck hatte den prominenten Redner gewinnen können, das Thema Klimawandel und seine Fol­gen vor rund 140 interessier­ten Gästen zu beleuchten.

„Der Klimawandel hat auch seine guten Seiten. Er hat weltweit eine positive Ent­wicklung ausgelöst", ist sich Leggewie sicher. Weg von den traditionellen hin zu erneuer­baren, klimaneutralen Energi­en. „Allerdings dürfen wir uns nichts vormachen. Er betrifft unser aller Leben.“ Unsere Mobilität, Ernährung oder aber wie wir heizen." Jeder müsse sich seiner Verantwortung stellen, sein Verhalten reflek­tieren-Aber ich bin sicher, dass kann auch Spaß machen. Lassen Sie uns Schwung in die Bude bringen, einen zweiten Strukturwandel schaffen und neue Gestaltungsmodelle entwickeln." Die Bürgerge­sellschaft sei dabei ebenso gefordert wie Wirtschaft und Politik.

„Denken Sie grün", forder­te der Wissenschaftler sein Publikum auf und appellierte an dessen Verantwortung für nachfolgende Generationen. Mit Kathi, Laura, Francesca und Monique vom Team der Klimabotschafterinnen des MGB übernahmen dann auch Vertreterinnen eben jener Generation das Wort, stellten das weltweite Projekt „YOUthinkgreen - Jugend denkt.um.welt" vor, an dem die Borbecker Schülerinnen gemeinsam mit 200 anderen Jugendlichen arbeiten. En­gagiert stiegen die Mädchen in die Diskussion mit dem Klima-Experten ein. Der zeig­te sich am Ende des Abends opitimistisch: „Ich bin sicher, dass die Gesellschaft den not­wendigen Wandel schafft."

Als kleines Dankeschön an die Schülerinnen für ihren Einsatz bei der Maienmahlzeit versprach BBW Vorsitzender Thomas Isermann, das Pro­jekt „Klimapavillon" am MGB auf die Tagesordnung der nächsten Vereinssitzung zu setzen. „Ich bin sicher, dass wir da etwas tun können."

Die Auszeichnung „Hand in Hand" verlieh der BBW in diesem Jahr gleich doppelt: einmal an den Verein „Zug um Zug e.V." und den „För­derverein Cosmas + Damian Hospiz e.V". Dotiert war die Auszeichnung für mensch­liches Miteinander erstmals mit jeweils 250 Euro.

Dass der Abend in der Dampfe dem Namen „Maien­mahlzeit" alle Ehre machte, dafür sorgten Kinder der Bor­becker Dürerschule. Unter der Leitung von Cornelia Krause hatten sie Maienlieder und Gedichte einstudiert.

 

Aus: Borbeck Kurier, Stadtspiegel Essen, Nr. 39, 16. Jahrgang v. Mittwoch, 15. Mai 2013

 

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