Jahreshauptversammlung: Berichte, Talk und Perspektiven

22.03.2015

Vorstand entlastet und Leitungsteam wieder komplett: Bei der Jahreshauptversammlung des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins am Donnerstag, 19. März, stellte die BBVV-Vorsitzende Susanne Asche einen umfangreichen Jahresbericht vor. Gut 30 Mitglieder des Vereins kamen zu einer konzentriert abgehandelten Tagesordnung in den Saal des Hauses Gummersbach an der Fürstenbergstraße. Im Anschluss stellte sich Ordnungs- und Sicherheitsdezernent Christian Kromberg dem Talk mit BBVV-Geschäftsführer Franz Josef Gründges. ...

Berichte, Talk und Perspektiven

Von der Jahreshauptversammlung
des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins

BORBECK. Vorstand entlastet und Leitungsteam wieder komplett: Bei der Jahreshauptversammlung des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins am Donnerstag, 19. März, stellte die BBVV-Vorsitzende Susanne Asche einen umfangreichen Jahresbericht vor. Gut 30 Mitglieder des Vereins kamen zu einer konzentriert abgehandelten Tagesordnung in den Saal des Hauses Gummersbach an der Fürstenbergstraße.

Veranstaltungen und Projekte

Zahlreiche Veranstaltungen und Projekte prägten die Tätigkeit im vergangenen Jahr: Berichte galten dem gemeinsamen Stand des BBVV und des Kultur-Historischen Vereins Borbeck e.V. auf dem Neuen Markt zum Raderlebnistag (April) und der von gut 200 Gästen besuchten Borbecker Maienmahlzeit zum Leitthema Stiftungen mit Ehrengast Christoph Metzelder im Mai 2014. Der gemeinsamen Benefizveranstaltung des BBVV und Förderverein Schloss Borbeck zugunsten der Spendenaktion „Mein Schlosspark" (August) folgte die Eröffnungsfeier des neuen Mehrgenerationenspielplatzes mit Borbecker Kitas, Schulen und Senioren Ende September, am Borbecker Martinstag zogen viele Kinder durch den Schlosspark zur Martinsfeier in der Schloss-Arena. Und auch auf dem 20. Borbecker Weihnachts-Markttag war der mitorganisierende BBVV mit einem Stand vertreten.

Spontane Aktivitäten ergriff der Verein, als das „Sturmtief Ela" zu Pfingsten 2014 für umfangreiche Schäden im Schlosspark sorgte: Die gemeinsame Spendenaktion „Mein Schlosspark" mit dem Förderverein Schloss Borbeck brachte das ansehnliche Gesamtergebnis von über 40.000 Euro zur denkmalgerechten Wiederaufforstung des Schlossparks zusammen. Sie beziffern sich zuzüglich der Landesmittel und einer Einzelspende auf rund 110.000 Euro. Im Kontakt mit Grün und Gruga Essen werden die Spenden zweckgerichtet fließen, damit der Park seine Schönheit als historischer Landschaftspark zurückerhält.

Schwerpunktthema „Sauberkeit und Sicherheit“

Dem bei der Jahreshauptversammlung 2014 angeregten besonderen Schwerpunktthema „Sauberkeit und Sicherheit in Borbeck“ galten nach dem von Susanne Asche präsentierten Bericht mehrere Begegnungen. So gab es im August ein intensives Gespräch mit der Leiterin des Polizei-Referats „Prävention und Opferschutz" und im September ein erstes Zusammentreffen mit dem Essener Ordnungs- und Sicherheitsdezernenten Christian Kromberg. Dabei wurden in in sehr offener Atmosphäre Fragen der Kriminalprävention im Stadtteil mit Vorstand und Beirat diskutiert. Für den Aufbau eines Netzwerks „Sauberkeit und Sicherheit" gab es Kontaktgespräche mit verschiedenen Partnern – unter ihnen das Gymnasium Borbeck, CeBo, KHV und das Philippusstift als Pate des Mehrgenerationenparks. Zur Vorbereitung eines „Runden Tisches Sauberkeit und Sicherheit in Borbeck-Mitte" wird zusammen mit dem Kultur- Historischen Verein zu einer ersten Tagung am 23. März in die Alte Cuesterey eingeladen.

Schnell reagierte der BBVV auch auf die drohende Schließung der Notfallpraxis am Philippusstift: Er unterstützte die Resolution zum Erhalt der als bundesweites Vorbild erstmals in Borbeck entstandenen Einrichtung  zur Sicherung einer wohnraumnahen Gesundheitsversorgung durch die Sammlung von Unterschriften. Für den 24. März lud der Verein zu einer Bürgerversammlung ins Schloss Borbeck, um den Stand der Dinge mit allen Beteiligten öffentlich zu machen.

100 Jahre Eingemeindung nach Essen

Dass die selbständige Landgemeinde Borbeck am 1. April 1915 zu einem Teil Essens wurde, nehmen der BBVV und der Kultur-Historische Verein Borbeck am 1. April 2015 gemeinsam in den Blick. Sie laden in Erinnerung an den Tag der Eingemeindung vor 100 Jahren zu einem Vortrag des Leiters des Stadtarchivs, Dr. Wisotzky. Im Rahmen dieses „Jubiläumsjahres“ richtet sich der Blick auch bereits auf den 29. August: Auf Initiative des BBVV laden an diesem Tag die vereinigten Borbecker Bürger- und Verkehrsvereine (BBVV, BVV Dellwig, BVV Frintrop, BVV Schönebeck) zu einem besonderen Projekt. Eine Theaterinszenierung des „Bauernsturms" von 1662 soll Alt und Jung aus ganz Borbeck zu einem großen Fest in den vorderen Schlosspark locken.

Neben den Vorstands- und Beiratssitzungen und weiteren Treffen der verschiedenen Planungsgruppen nahmen der Vorstand mit Schatzmeister Jörn Meissner und Geschäftsführer Franz Josef Gründges die Systematisierung der Mitgliederdatei und die Vorbereitung der Umstellung auf das SEPA-Lastschriftverfahren in Angriff. Die Abstimmung einer der Jahreshauptversammlung vorgelegten Präzisierung der Satzung zur Sicherung der uneingeschränkten Gemeinnützigkeit wurde nach kurzer Diskussion auf das kommende Jahr verschoben.

Schatzmeister Jörn Meissner zog eine gute Bilanz der finanziellen Lage, die Kassenprüfer sahen keinen Anlass zur Beanstandung und empfahlen die einstimmig beschlossene Entlastung des gesamten Vorstands. Für Jörn Meissner, der sein Amt mit großem Bedauern aus beruflichen Gründen zur Verfügung stellte, schlug der Vorstand Frau Dagmar Schilli-Frank vor, die ebenfalls einstimmig für die Aufgabe bestellt wurde.


Herzlicher Dank für die Arbeit: Susanne Asche und Jörn Meissner

Talk mit Ordnungsdezernent Kromberg

Wer bislang den Ordnungs- und Sicherheitsdezernenten der Stadt Essen noch nicht kennengelernt hatte, erlebte ihn im Anschluss an die Formalien beim anschließenden Talk mit BBVV-Geschäftsführer Franz Josef Gründges. Ein Gespräch, das durch seine Fragestellungen in unerwartet persönlicher Weise mit Christian Kromberg bekanntmachte. „Man braucht schon auch einen gewissen Faible für Unordnung“, bekannte der Jurist und ehemaliger Leiter des Rechtsamts der Stadt (2009-11) überraschend. Denn wer für Ordnung zu sorgen habe, müsse sich sowohl der philosophischen Natur der Frage, aber auch ihren sehr praktischen Aspekten stellen. Mit einigen Stichworten umriss er aktuell diskutierte Herausforderungen - vom Falschparken über Schrottimmobilien, die Trinkerszene in der Innenstadt, bis zur Frage nach den Doppelstreifen und der öffentlichen Verteilung des Koran in der Fußgängerzone. „Täglich stellen sich neue Konflikte, sehr vielfältig und komplex“, erklärte der 47-jährige Bredeneyer.


Franz Josef Gründges und Ordnungsdezernent Christian Kromberg

Gewalt – nicht nur im Stadion

Dass Gewalt jedem Menschen immanent sei, erörterte Gründges mit Kromberg am Beispiel der Fußballszene, die der Rot-Weiss-Fan aus eigener Anschauung selbst beschrieb. Behörden, Verein, Fanclubs und Polizei seien mit dem Phänomen ständig konfrontiert, um Sicherheit zu gewährleisten und Exzesse zu unterbinden, unterstrich Kromberg. Gewalterfahrung sei jedoch ein gesamtgesellschaftliches Problem: Ein großer Teil der Gewaltausübung gehe auf das soziale Umfeld, auf Erfahrungen von Demütigung zurück. Sie wiederum werde durch Gewalt kompensiert, die nicht selten in bestimmten Gruppen sogar für Anerkennung und sozialen Status sorge.



Hier spiele Erziehung eine ganz zentrale Rolle, betonte Kromberg - auch im Sinne der Kriminalprävention. Hier müssten vor allem bereits in Familie und Schule früh Grenzen aufgezeigt werden. Auch wenn die Jugend immer „ein Stück Revolte gegen die Älteren“ in sich trage, dürfe man sie keiner Orientierungslosigkeit ausliefern. „Wertevermittlung geschieht durch klare Ansage“, so Kromberg. Nicht ohne kritischen Unterton: „Oft genug vermissen wir doch diese Ansprache durch die klassischen Wertevermittler, ob in den Institutionen wie der Schule oder selbst durch die Kirche“, so der ehemalige Ober- und Dom-Messdiener. Eltern würden in ihren Erziehungsaufgaben viel zu oft alleingelassen, viel zu oft würden die Hintergründe von Kriminalität genau hier offenbar. „Auch ich selbst bin tatsächlich manchmal Vater und Ordnungsdezernent in einer Person“, schmunzelte er.

Lösungsansätze: Abschreckung und Vertrauen

Auch wenn er sich „manchmal ein stärkeres Durchgreifen der Richter“ wünsche – die Justiz sei und bleibe unabhängig, so Kromberg. Lösungsansätze lägen vor allem im Bereich einer intensiven Zusammenarbeit von Polizei und städtischen Behörden, die auf die sozialräumliche Dimension in den Stadtteilen setzten. „Wir alle wissen, dass wir Essener vor allem in diesen Stadtvierteln leben, dass unsere Lebensbezüge vor allem in diesen direkten homogenen Umfeldern liegen,“ appellierte Kromberg zur Erneuerung einer aktiven Nachbarschaft. „Achtsamkeit im Viertel ist der erste Weg zur Abschreckung“.

Hier müsse die Initiative vor allem von den Bürgern selbst ergriffen werden, erklärte der Ordnungsdezernent und lobte die Einrichtung eines „Rundes Tisches“ für mehr Sicherheit und Sauberkeit in Borbeck: „Hier sind sie Vorreiter in Essen.“ Dabei verwies er auf gute Erfahrungen ähnlicher Initiativen in Österreich, auf Vorbilder intensiverer Kommunikation im sozialen Nahfeld über aktuelle Vorfälle und Tricks von Gaunern. Auf die Beobachtung konkreter Kriminalität solle der Bürger mit Mut, aber auch mit Vorsicht begegnen: „Er soll nicht selbst aktiv werden“, so Kromberg, denn hier seien Grenzen zu beachten.

Wo konkrete Beschwerden vorlägen, sei zunächst die Polizei gefragt. Auch bei offensichtlich unterschiedlicher Ahndung von Rechtsverstößen, erklärte er auf Nachfrage aus dem Plenum zu nächtlichen Autorennen in der Borbecker Fußgängerzone. Widersprüche, die vor Ort für Unmut sorgten, sollten offengelegt werden, unterstrich Christian Kromberg. Nur im vertrauensvollen Dialog und durch Benennung klarer Punkte seien gemeinsame klare und pragmatische Lösungen möglich.



Susanne Asche und die neugewählte Schatzmeisterin Dagmar Schilli-Frank










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