100 Jahre Eingemeindung Borbecks nach Essen

02.04.2015

„Borbecks Eingemeindung – Fluch oder Segen?“ – zu dieser Frage referierte am 1. April 2015 der Essener Stadtarchivleiter Dr. Klaus Wisotzky in der Alten Cuesterey. Pünktlich zum 100. Jahrestag der Eingemeindung der selbständigen Landgemeinde Borbeck in die Stadt Essen am 1. April 1915 ...

100 Jahre Eingemeindung Borbecks nach Essen

 

BORBECK. „Borbecks Eingemeindung – Fluch oder Segen?“ – zu dieser Frage referierte am 1. April 2015 der Essener Stadtarchivleiter Dr. Klaus Wisotzky in der Alten Cuesterey. Pünktlich zum 100. Jahrestag der Eingemeindung der selbständigen Landgemeinde Borbeck in die Stadt Essen am 1. April 1915 ...

Sein gut einstündiger Vortrag auf Einladung des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins (BBVV) und des Kulturhistorischen Vereins Borbeck (KHV) stellte klar: Sehr viel Möglichkeiten zu einer guten, zukunftsträchtigen eigenen Entwicklung hatte die größte Landgemeinde Preußen damals nicht. Zu geringes Steueraufkommen, wenig Mittelstand, viele soziale Belastungen, unzureichende Infrastruktur und hohe Schulden machten die „Fusion“ mit der prosperierenden angehenden Ruhrmetropole Essen unvermeidlich.

Dr. Wisotzky, vielen stadthistorisch Interessierten bekannt, skizzierte die jahrelangen vorausgehenden Verhandlungen - jenseits der meist nüchternen Aktenlage das Protokoll eines aus heutiger Sicht denkbar heftigen „Gezerres“ zwischen den Großstadtträumen der ohne ausreichende Entwicklungsflächen agierenden Verwaltung der Stadt Essen, selbständigen Gemeinden, Industrie und örtlichen Bürgerschaften – nicht ohne eigenes Profilstreben der jeweiligen Protagonisten.




Über 60 Besucher füllten den Veranstaltungssaal des Kultur-Historischen Vereins am Weidkamp bis zum letzten Platz. Interessierte Nachfragen erörterten verschiedene Aspekte – auch zur Rolle der Gute-Hoffnungshütte in der Frage der gescheiterten Abtrennung Frintrops nach Oberhausen und zum politischen Gewicht des  Krupp-Konzerns, der den Bau des Kanals und des heutigen Essener Hafens auf damaligem Borbecker Gemeindegebiet für die eigene Expansion benötigten.

Warum damals keine Verhandlungen mit der selbständigen Stadt Bottrop geführt wurden, die ebenfalls von der Abtrennung Borbecker Gebiets profitierte? 100 Jahre später sicher schwierig zu beantworten. Und Borbeck ist eben nun mal ein Teil von Essen. Kein Fluch und kein Verhängnis, wie der Essener Stadtarchivar deutlich machte. Sondern eben wohl vor allem, weil es einfach nicht zu vermeiden war. Selbst wenn mancher der Gäste wohl kaum von Glück oder Segen sprechen wollte, wie hin und wieder vernehmliches Räuspern deutlich machte ....



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