Über Gemeinsamkeiten und Trennendes zwischen den Konfessionen

01.05.2012

Das „interkonfessionelle Streitgespräch“ zwischen Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und dem evangelischen Präses Nikolaus Schneider bei der Maienmahlzeit in Essen-Borbeck blieb am Montag „friedlich und zeitweise geradezu versöhnlich". Trotz aller Differenzen eine Katholiken und Protestanten weit mehr als sie trennt, so eine zentrale Erkenntnis am Ende des von NRZ-Chefredakteur Rüdiger Oppers moderierten Gesprächs, schreibt die NRZ ...


Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und der rheinische Präses Nikolaus Schneider diskutierten in Essen über Gemeinsam­keiten und Trennendes zwischen den Konfessionen.

Der Ruhrbischof ist Schalke-Fan, das Herz des evangelischen Präses schlägt „eher für Dortmund“. Nach diesen Bekenntnissen durfte manchem Gast der Maienmahlzeit in Essen-Borbeck Angst und Bange um die Ökumene geworden sein. Dennoch blieb es am Montag bei der als „interkonfessionelles Streitgespräch“ angekündigten Diskussion friedlich und zeitweise geradezu versöhnlich. Trotz aller Differenzen eint Katholiken und Protestanten weit mehr als sie trennt, so eine zentrale Erkenntnis am Ende des von NRZ-Chefredakteur Rüdiger Oppers moderierten Gesprächs zwischen dem rheinischen Präses Nikolaus Schneider und Bischof Franz-Josef Overbeck.

Einig zeigten sich die beiden Kirchenführer etwa beim Umgang mit anderen Religionen. Angesichts rechtsextremer Wahlkampf-Propaganda wehrten sie sich vehement gegen politische Gruppen, die Angst etwa vor dem Islam schüren. „Es geht darum, alles zu tun, um Extremismus zu verhindern“, betonte Overbeck. Gleichzeitig hoben beide Theologen hervor, dass das Recht auf Religionsfreiheit keine Einbahnstraße sei. „So wie ich dafür bin, dass bei uns der Koran verteilt werden darf, wünsche ich mir, dass das in anderen Ländern auch für unsere Heilige Schrift gilt“, sagte Overbeck. Schneider ergänzte: „Wir brauchen ein tieferes Verständnis des Islam – aber das gilt auch umgekehrt.“ Noch gebe es für christliche Theologen „kaum Ansprechpartner“. Umso nötiger seien in Deutschland ausgebildete muslimische Theologen.

Pilgernde Protestanten

Das Miteinander ihrer Konfessionen beschrieben Schneider und Overbeck als gut, aber eher unspektakulär. Das vor 50 Jahren begonnene Zweite Vatikanische Konzil habe in der Ökumene „eine Entwicklung ausgelöst, die niemand für möglich gehalten hätte“, so Overbeck. Nun sei man „in den Mühen der Ebene“ angekommen, stehe aber hierzulande zugleich vor der Herausforderung, als Christen zunehmend in der Minderheit zu sein. Katholiken und Protestanten müssten deshalb „noch mehr glaubenspraktische Dinge gemeinsam tun“.

Schneider führte die Heilig-Rock-Wallfahrt nach Trier an, zu der in diesem Jahr bewusst auch Protestanten eingeladen sind. Eine Wallfahrt, die – nach katholischen Zugeständnissen – evangelische Christen heute gut mitgehen könnten, so Schneider. „Die Mühen der Ebene brauchen diese Erfolge.“

 Ein anderes Beispiel für funktionierende Ökumene sei die Militärseelsorge. „Wenn es elementar wird, werden auch Glaubensfragen so elementar, dass Unterschiede zurücktreten“, das habe er bei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan erlebt. Zudem habe die Militärseelsorge auch eine hohe Akzeptanz bei denen, die nicht glauben, so Overbeck, der auch Militärbischof ist.

Unterschiede zwischen den Konfessionen wurden am Montag in Zwischentönen deutlich. Hier die Betonung auf Jesus Christus (wo Katholiken zudem Heilige verehren) und die Heilige Schrift bei den Protestanten (gegenüber der großen Bedeutung der langen katholischen Tradition). Und ein evangelischer Präses, der sich durch „meine Gemeinde, meine Frau und meine Familie geerdet“ fühlt. Dort eine katholische Kirche von für Overbeck „faszinierender Einheit und Größe“ – und einem Papst, für den der Bischof hofft, dass auch die Protestanten seine Autorität einst so anerkennen wie die Katholiken. Nein, dazu fehle ihm – bei allem Respekt für den „Bischof von Rom“ doch die Fantasie, meinte Schneider.

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