Zeche Neuwesel

Wer den Standort der Zeche Neuwesel sucht, kann das mit einem Spaziergang im Schlosspark Borbeck verbinden. Von dort sind es nur ein paar Schritte zum Kreuzungsbereich Rabenhorst, Schlossstraße und Neuweselstraße. Nichts erinnert mehr an diese Anlage, die seinerzeit zu den ersten Mergelzechen des Ruhrgebiets gehörte. Die Schürfarbeiten gehen bis in das Jahr 1839 zurück, als Franz Haniel das Schürfrecht für eine Fläche südlich von Schloss Borbeck erhielt. Im gleichen Jahr wies das Bergamt einem Major a.D. von Beughem das Schürfrecht für das Gebiet westlich des Schlosses zu.

Die Namensgebung ist umstritten. Nach der einen Version geht der Name auf eine „Wesel“ genannte Stelle (Mutung) zurück, an der man Kohle zu finden hoffte, und für die der Oberlandesgerichtsreferendar Flashoff eine Genehmigung bekommen hatte (Dickhoff). Es kann aber auch sein, dass der Name wegen der Nähe zur Schlossstraße gewählt worden ist, die damals als Weseler Landstraße bezeichnet wurde (Wördehoff).

In den 1840er-Jahren wurde die Gewerkschaft Neu-Wesel gegründet. Sie sorgte dafür, dass 1841 der Schacht Neu-Wesel abgeteuft wurde. Die Ausbauarbeiten scheinen nur langsam vorangegangen zu sein. Um 1858 waren gerade einmal 50 Bergleute auf dem Schacht beschäftigt. Als im gleichen Jahr das Schachtgebäude niederbrannte, musste die Förderung eingestellt werden. Die Gewerkschaft musste Konkurs anmelden. 1859 gab es dann Pläne, den Schachtpunkt bei Bauer Hagedorn an der Triftstraße/Mayskamp anzulegen und über das Tal des Pausmühlenbachs in der Nähe der Gaststätte „Flora Kissmann“ eine Verbindungsbahn einzurichten. Das Vorhaben kam aber über das Planungsstadium nicht hinaus.

1861 wurden die Felder Neu-Wesel, Wilhelmine II und Wesel durch eine neue Gewerkschaft Neu-Wesel konsolidiert. Sie versuchte den durch den Brand aus dem Jahre 1858 schwer beschädigten Schacht wiederherzustellen. Während der Instandsetzungsarbeiten kam es 1862 zu einem schweren Wassereinbruch, der die Anlage absaufen ließ. Die Gewerkschaft hatte nicht genügend finanzielle Mittel, um die Schäden zu beheben. Sie musste wie schon ihre Vorgängerin Insolvenz anmelden.

Der von Friedrich Grillo gegründete Schalker Gruben- und Hüttenverein übernahm 1872 den Schacht Neu-Wesel, teufte ihn neu ab und mauerte ihn standsicher aus, so dass er 1875 wieder in Betrieb genommen werden konnte. 1879 wurde eine untertägige Verbindung zur benachbarten Zeche Wolfsbank hergestellt, die über einen leistungsfähigen Förderschacht verfügte. Seitdem war Neu-Wesel nur noch als Außenschacht für Wolfsbank in Betrieb. Vom Schalker Gruben- und Hüttenverein ging Neu-Wesel 1889 auf den Essener Bergwerks-Verein „König Wilhelm“ über. Dieser legte die Zeche still.

Das bis zum „Roten Haus“ in Bedingrade, zum Germaniaplatz und zur Zeche Neu-Cöln reichende Grubenfeld wurde danach von den Zechen Neu-Cöln, Christian Levin und Wolfsbank abgebaut. Eine Zeitlang verfügte Neuwesel über eine eigene Anschlussbahn zum Bahnhof Berge-Borbeck. Sie verlief über die heutigen Straßen Am Brachland, Kraftstraße und Oskar-Pannen-Straße.

Die Anlage wurde 1963 abgetragen, der mehr als 600 Meter tiefe Schacht wurde verfüllt. Bereits 1956 war der obere Teil des Malakowturms wegen Baufälligkeit abgebaut worden. Das dahinter stehende Fördergerüst wurde niederlegt. Dazu Walter Wimmer: „Das Fördergerüst von Neuwesel wäre ein Denkmal gewesen … ein unwiederbringliches Symbol der Frühzeit des Bergbaus im nördlichen Ruhrgebiet.“ (BN v. 18.10.1963). (FJG)

Quellen: Ansichtssachen. Borbeck gestern und heute auf einen Blick. Essen 2009, S. 44. – Erwin Dickhoff: Essener Straßen. Essen 2015. – Ludwig W. Wördehoff: Borbeck in seinen Straßennamen. Essen 1987.

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