Wolf, Franz SVD

Bischof und Ordensmann

„Ein großer Sohn Borbecks, den kaum jemand kennt“. So titelte die Borbecker Nachrichten 1956 in einem Artikel über Bischof Franz Wolf. Noch heute werden die meisten Menschen, die durch die Bischof-von-Wolf-Straße in Essen-Gerschede gehen, mit diesem Namen wenig anfangen können. Grund genug, den vergessenen Borbecker näher vorzustellen

Geboren wurde Franz Wolf am 2. Februar 1876 als Sohn des Bergmanns Heinrich Wolf und seiner Ehefrau Johanna Krumbeck in Borbeck. Nach dem Besuch der Knabenschule Borbeck I und der Borbecker Rektoratsschule trat er 1890 in die Missionskongregation der „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ (SVD) in Steyl/Niederlande ein. Den Besuch des dortigen Gymnasiums schloss er 1896 mit dem „Hausabitur“ ab. Im gleichen Jahr trat er in die Steyler Mission ein. Am 5. Februar 1899 empfing Franz Wolf die Priesterweihe.

Seine Kongregation bestimmte ihn für die Togo-Mission. Am 2. Mai 1899 traf der 23 Jahre alt Pater Wolf in Togo ein. Dort kümmerte er sich um den Aufbau des Bildungswesens, gründete Schulen und organisierte die berufspraktische Ausbildung auf den Plantagen, die der Orden geschaffen hatte. Dies tat er, ohne Rücksicht auf die kolonialpolitischen Interessen des Deutschen Reiches zu nehmen. Im Jahre 1909 übertrug ihm der Orden zunächst das Amt eines Regionalassistenten (1909) und ab 1911 das Amt des Regionaloberen.

Als die katholische Kirche für Togo einen apostolischen Vikar im Bischofsrang suchte, fiel die Wahl auf Franz Wolf. Er verließ Togo und wurde am 28. Juni 1914 durch den Kölner Erzbischof Schulte in Steyl zum Bischof geweiht. Am gleichen Tag wurde das österreichisch-ungarische Thronfolgerpaar in Sarajewo ermordet. Kurz darauf brach der Erste Weltkrieg aus.

Wegen der Besetzung Togos durch englische und französische Truppen konnte Bischof Wolf vorerst nicht dorthin zurückkehren. Er hielt sich während des Krieges und in den ersten Nachkriegsjahren in Deutschland auf, übernahm ordensinterne Aufgaben und warb für ein verstärktes Engagement der Kirche in Afrika und Asien. Zwischendurch fand er immer mal wieder Zeit, seine Heimatgemeinde St. Dionysius zu besuchen.

1922 wurde das Missionsgebiet der Steyler Missionare im ehemaligen Ost-Wilhelmland in Ost-Guinea (heute Papua-Neuguinea) zu einem Apostolischen Vikariat, später Bistum, mit Sitz in Alexishafen erhoben. Erster Bischof wurde Franz Wolf. Auch an seiner neuen Wirkungsstätte kümmerte sich Bischof Wolf um die schulische und berufspraktische Ausbildung und um die Gesundheitsfürsorge.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs setzte seinem Wirken ein Ende. Alexishafen wurde von japanischen Bombern und Jagdfliegern angegriffen, im Dezember 1942 wurde die Stadt von japanischen Truppen eingenommen. Bischof Wolf wurde mit einigen Patres, Ordensschwestern und einheimischen Mitarbeitern von den von den japanischen Besatzungsbehörden verhaftet, schikaniert, im Oktober 1943 nach einem Marsch zur Küste auf ein Schiff verladen und auf die Vulkaninsel Manam verschleppt.

Schließlich ging es am 26. Januar 1944 in einem beschwerlichen Fußmarsch erneut zur Küste. Von dort sollten die Gefangenen am 5. Februar 1944 mit dem japanischen Handelsschiff „Dorish Maru“ zum japanisch besetzten Hollandia/Niederländisch-Neuguinea (heute Irian Jasya/Indonesien) gebracht werden.

Kurz vor Erreichen des sicheren Hafens Wewak wurde Bischof Wolf bei einem Angriff amerikanischer Flugzeuge am 6. Februar 1944 schwer verwundet und erlag am 23. Februar 1944 in einem japanischen Internierungslager in Hollandia seinen Verletzungen. Er wurde zunächst in Finschhafen, endgültig dann im November 1947 in Alexishafen begraben.

In Gerschede erinnert eine Straße in Gerschede an Bischof Franz Wolf. Im Jahre 2003 löschte man die Erinnerung an den rassistischen „Kolonialherren“ Karl Peters aus und gab der Straße zum Gedenken an das segensreiche Wirken von Bischof Franz Wolf ihren heutigen Namen. Eine gute Entscheidung. (FJG)

Quellen: Baldur Hermans: Bischof Franz Wolf. In: Borbecker Beiträge 1/2003, S. 27-29. – Erwin Dickhoff: Essener Köpfe. Essen 2015.

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