Willschrei, Karl Heinz

Wenn sich Borbecker alte Krimiserien anschauen, wissen viele mit dem Namen Willschrei, der häufig als Drehbuchautor genannt wird, nicht viel anzufangen. Dabei hat Karl Heinz Willschrei einige Jahre seines Lebens in Borbeck zugebracht. Er ist hier zwar nicht zur Welt gekommen – dies tat er am 18. März 1939 in Homberg als Sohn eines Studienrats –, aber er zog nach dem Kriegstod seines Vaters 1942 als Einzelkind mit seiner Mutter nach Essen-Frintrop. Er durchlief wie üblich die Volksschule, wechselte auf das Gymnasium Borbeck und machte dort 1959 sein Abitur. Dass sein Lieblingsfach in der Schule das Fach Deutsch war, gibt schon die Richtung für seinen späteren Beruf vor. Willschrei lebte Zeit seines Lebens vom geschriebenen Wort.

Nach dem Abitur absolvierte er in München und Wien Theaterwissenschaft, Germanistik, Philosophie und Zeitungswissenschaft und promovierte 1967 mit einer Arbeit über die poetischen Gattungen und ihr Verhältnis zur Bühne. Während des Studiums hatte Willschrei in den Semesterferien als Volontär bei der Neuen Ruhr Zeitung erste praktische Erfahrungen als Redakteur und Journalist gesammelt.

Nach dem Studium arbeitete er als Drehbuchautor und Dramaturg bei der Bavaria Atelier GmbH. Von 1970 bis 1973 war er hier Abteilungsleiter im Bereich Internationale Co-Produktionen. 1974 machte sich Willschrei als freier Schriftsteller selbstständig. Um mehr Einfluss auf die filmische Umsetzung seiner Stoffe zu bekommen, gründete er zunächst die Firma „teamfilm“ und dann – zusammen mit Georg Althammer – 1976 die Produktionsfirma „Monaco-Film“, die später zur „Monaco-Gruppe“ ausgebaut wurde, dem führenden Krimi-Produzenten für das deutsche Fernsehen. 1998 erwarb die Bavaria Film die Monaco-Gruppe und formierte sie zur börsennotierten Odeon Film AG.

Willschrei schrieb Drehbücher für Fernsehserien wie „Alexander Zwo“, „Härte 10“ und „Lobster“ und war Co-Autor und Produzent bekannter Vorabendserien wie „Graf Yoster gibt sich die Ehre“ und „Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger“ (ARD). Später arbeitete er maßgeblich an der ZDF-Serien „Ein Fall für Zwei“ (19 Folgen) und der SAT 1-Serie „Wolffs Revier“ mit (rund 20 Beiträge).

Willschrei, ein Autor von enormer Produktivität und ein exzellenter Dramaturg, hat in seiner 35jährigen Fernsehkarriere an die 150 Drehbücher geschrieben. Für seine spannende TV-Unterhaltung erhielt er mehrere Auszeichnungen, u.a. den Grimme-Preis und den Bayerischen Fernsehpreis.    

Der Name der von ihm geschaffenen Figur des Essener Tatort-Kommissars Haferkamp (gespielt von Hansjörg Femy) kommt aus Frintrop. Willschrei verriet in einem Interview mit dem SPIEGEL, dass der Name des Kommissars auf den Familiennamen eines Frintroper Spielkameraden zurückgeht.

Die Serie „Wolffs Revier“ von 1993 war der letzte große Wurf von Willschrei. Er verlor zunehmend das Interesse an der Fernseharbeit. Den „Meister in der Beschreibung zwischenmenschlicher Beziehungen“ (DER SPIEGEL 23/2003) ließ die Überbetonung von Action und Bildern zu Lasten ausgefeilter Dialoge mehr und mehr auf Distanz gehen. Sein letztes Werk, der Fernsehfilm „Der dreckige Tod“ für SAT1, datiert von Anfang 1998.   

Karl Heinz Willschrei war mit der Schauspielerin Angelika Bender verheiratet. Er starb am 25. Mai 2003 in seinem spanischen Domizil in Altea bei Alicante. (FJG)

Quellen: Wolfgang Sykorra: Von der Penne in die Welt. Borbecker Porträts, hg. Lothar Böning, Essen 2013, S. 74/75. – Lexikon der deutschen Krimi-Autoren – https:/www.krimilexikon.de/willsch.htm – aufgeruf

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