Waldschenke

Die Geschichte des einst beliebtesten Vergnügungslokals in der Region reicht bis in die Zeit der Fürstäbtissinnen zurück, die um ihre Residenz Borbeck herum einigen Grundbesitz besaßen, den sie an benachbarte Ökonomen verpachteten. Einer dieser Ökonomen, ein Deinghaus, hatte gegenüber von Schloss Borbeck auf dem von ihm bewirtschafteten Hof schon zu fürstlichen Zeiten eine Art Raststätte mit Schankbetrieb eröffnet, die bevorzugt von Mitarbeitern der fürstlichen Kanzlei genutzt wurde. Als in der Mitte des 19. Jahrhunderts die alte Schlossmühle in unmittelbarer Nähe seines Hofes abgerissen wurde, kam dem damaligen Besitzer Mauritius Bernhard Deinghaus die Idee, aus dem einfachen Schankbetrieb ein modernes Gartenrestaurant und aus dem alten Schlossmühlenteich einen Gondelteich zu machen.

Waldschenke, Postkarte von 1906
Waldschenke, Postkarte von 1906

Nach seinem Tod baute sein Sohn Heinrich Deinghaus das Gasthaus weiter aus, bis es schließlich annähernd 2 000 Gäste aufnehmen konnte und damit um die Jahrhundertwende als „größtes Garten-Etablissement der Neuzeit“ weit und breit gelten durfte. Dazu hatte nicht zuletzt Heinrichs Sohn Hermann Deinghaus beigetragen, der bereits im Sommer 1893 durch die Installation von elektrischem Licht ein weiteres Alleinstellungsmerkmal kreiert hatte.

Dass es auf dem Waldschenken-Areal neben dem Gondelteich, der im Winter als Eislaufbahn genutzt werden konnte, einen großen Kinderspielplatz, einen Tennisplatz und einen Musikpavillon für sonntägliche Konzert gab, sei nur am Rand erwähnt. Jedenfalls wurde die Waldschenke über viele Jahre nicht nur von den Borbeckern für verschiedene Zwecke wie Familienfeste, Vereinsfeiern und Jubiläen jeglicher Art gerne und intensiv in Anspruch genommen.


Waldschenke, Postkarte von 1911

Der Weltkrieg beendete die Blütezeit der Waldschenke. Die Familie Deinghaus sah sich aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, ihren gesamten Besitz an Gebäuden und Inventar im März 1916 an die Firma Krupp AG zu verkaufen. Krupp wiederum verpachtete die Waldschenke nach dem Krieg an das Ehepaar Lente, das den Restaurationsbetrieb zusammen mit seiner Tochter in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen als private Unternehmer durchaus erfolgreich führte, auch nachdem die Stadt Essen am 5. Januar 1928 neue Eigentümerin der Waldschenke geworden war. Um 1944 wurden Gebäude und Teich durch Bomben völlig zerstört. Ende 1947 kippte man den früheren Waldschenkenteich zu und ließ daraus die Dubois-Arena entstehen, die 1950 eröffnet wurde.

An die Waldschenke erinnerte namentlich die von Christian Schaath bis 1967 bewirtschaftete, aus der in den 1970er-Jahren die „Notenkiste“, das Vereinsheim des Schönebecker Jugend-Blasorchesters, entstanden ist. (FJG)

Quelle: Birthe Marfording, Die Dubois-Arena. Bolte-Druck, Essen 1997, S. 38-63. – Ansichtssachen. Klartext-Verlag, Essen 2009, S. 40.

Zurück