Wüstenhöfer, Franz Jakob

Bergwerksdirektor

Franz Jakob Carl Wüstenhöfer wurde am 1. August 1859 in (Bad) Berleburg, Kreis Wittgenstein, als Sohn eines Hofsattlermeisters geboren. Nach Schule und Bürolehre in einem chemischen Werk in Schalke wurde er 1891 Prokurist der AG Essener Bergwerks-Verein „König Wilhelm“ in Borbeck, zu dem die Schachtanlagen Neu-Cöln, Christian Levin, Neuwesel und Wolfsbank gehörten. Von 1898 bis 1913 war er dort Direktor.

1913 erfolgte seine Ernennung zum Generaldirektor des Unternehmens. Er war in dieser Funktion für ca. 4 000 Beschäftigte verantwortlich. Neben seiner beruflichen Tätigkeit in Borbeck war er als Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzender in verschiedenen Unternehmen, Gesellschaften und Berufsverbänden tätig. So war er ab 1917 Handelsrichter an den Handelskammern Essen, Mülheim und Oberhausen.

Daneben engagierte sich Wüstenhöfer in der evangelischen Gemeinde Borbeck als Kirchmeister und Synodalältester und war ein besonderer Förderer des evangelischen Krankenhauses Bethesda. Für dieses Engagement erhielt er 1911 zusammen mit Pfarrer Wächter den „Roten Adlerorden IV. Klasse“. Er war von 1898 bis 1915 Mitglied des Gemeinderats der Bürgermeisterei Borbeck und jahrelang ehrenamtlicher Beigeordneter und zeitweilig auch Kreistagsabgeordneter.

Seit 1921 war er Vorsitzender des Kuratoriums des Deutschen Kollegs in Bad Godesberg, das sich der beruflichen Förderung junger Menschen widmete. Während des Ruhrkampfs 1923 wurde er zusammen mit anderen Wirtschaftsführern (u.a. Thyssen und Tengelmann) verhaftet und vor ein französisches Kriegsgericht in Mainz gestellt. Er kam schließlich mit einer Geldstrafe davon. 1925 erhielt er die Ehrenplakette der Bergakademie Clausthal. Wüstenhöfer war auch als Wohltäter und Stifter bekannt. Kaum jemand weiß heute noch, dass die Speerwerferin am Rondell des Botanischen Gartens in der Essener Gruga von ihm gespendet worden ist.

Franz Wüstenhöfer starb am 6. März 1927 in Essen. Nach der Trauerfeier vor der Zeche Wolfsbank geleitete ihn der Trauerzug über die Bocholder Straße zum Matthäus-Friedhof, wo er in der Familiengruft beigesetzt wurde. Seine selbstgewählte Grabinschrift lautete: „Ein treuer Diener seines Herrn“. Nach ihm ist die Wüstenhöferstraße benannt, die Altendorf, Bochold und Borbeck-Mitte verbindet.

Franz Josef Gründges

Quelle: Heinrich Lumer: Franz Wüstenhöfer – Beruflicher Weg und soziales Engagement in einer neuen Heimat. In: Borbecker Beiträge 11. Jg. (1995), Nr. 3.

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