St. Bernhard im Brauk – Kirche und Gemeinde

Für den Besuch der Gottesdienste und für andere kirchliche Anlässe, auch für Beerdigungen auf dem Friedhof an der Haus-Horl-Straße, mussten die katholischen Bewohner der Wohnsiedlung Brauk als Angehörige der Pfarrgemeinde St. Michael in Essen-Dellwig weite und beschwerliche Wege in Kauf nehmen. So kam schon vor dem Zweiten Weltkrieg und verstärkt danach der Wunsch nach einer eigenen Pfarrgemeinde mit eigener Kirche auf.

Bis zum Bau eines Gotteshauses fand das kirchliche Leben in einem Hochbunker an der Bottroper Straße statt. 1953 legte der aus Münster stammende Architekt Kleffner Pläne für den Bau einer eigenen Kirche auf einem Grundstück im Kreuzungsbereich Weidkamp/Bottroper Straße im Brauk vor. Nach Grundsteinlegung und Richtfest wurde 1957 Kaplan Karl Speen als Pfarr-Rektor von St. Bernhard eingeführt. 1958 fand die feierliche Einweihung der ersten Kirche im Ruhrbistum durch Bischof Franz Hengsbach statt. 1966 wurde unmittelbar neben der Kirche ein Kindergarten eröffnet.

Im Unterschied zu den ersten Jahren unter Pfarrer Speen verliefen die Jahre nach dessen plötzlichem Tod 1971 ziemlich turbulent. Es gab heftige Diskussionen und Auseinandersetzungen um den prekären Zustand und die Zukunft der Wohnsiedlung Brauk, in die die Pfarrgemeinde stark eingebunden war. Gemeinsam mit der 1970 gegründeten Interessengemeinschaft Brauk-Vogelheim kämpfte die Gemeinde mit ihrem Pfarrer Günter Nowottnick, dem Nachfolger von Pastor Speen, leidenschaftlich, letztlich jedoch erfolglos ums Überleben. Die Stadt Essen begann 1972 mit der Sanierung des Brauk und mit der Umsiedlung der damals noch rund 1.700 Bewohner. Nach dem erklärten Willen von Bischof Hengsbach („Katholiken haben hier Anspruch auf Seelsorge und Kirche“) sollten Gemeinde und Kirche so lange wie möglich bestehen bleiben.

Diesem Anspruch versuchte Theodor Mure, seit 1978 Pastor von St. Bernhard, mit aller Kraft und mit viel Engagement gerecht zu werden. Er kämpfte trotz seiner schweren Erkrankung bis zuletzt mit großer Leidenschaft für den Erhalt „seiner“ Kirche und setzte sich dabei in besonderer Weise für Menschen mit Behinderung ein. Doch sein Kampf gegen die Umwandlung der Wohnsiedlung in ein Gewerbegebiet war vergebens. Um die Mitte des Jahres 1981 lebten nur noch knapp siebzig Bewohner im Brauk. 1984 begann das Bistum mit den Verkaufsverhandlungen für die Kirche. Mit dem Abschluss der Sanierung zwei Jahre später war St. Bernhard war zu einer Insel im Gewerbegebiet Brauk geworden.

Wenige Tage vor dem Tod von Pastor Mure wurde St. Bernhard 1998 auf Beschluss des Bistums Essen stillgelegt. 1999 fand in der Kirche die letzte hl. Messe in der Kirche St. Bernhard statt. Anschließend wurde das Allerheiligste nach St. Michael überführt. Noch im gleichen Jahr wurde die Kirche profaniert. Im Jahre 2000 erwarb die Firma Frigoblock Grosskopf Gmbh das Grundstück. Schließlich wurde auch der Kindergarten endgültig geschlossen. Der Abbruch des Kirchengebäudes erfolgte Anfang des Jahres 2001. Alle Versuche, das Ensemble St. Bernhard mit Kirchengebäude, Pfarrhaus und Kindergarten einer anderen Nutzung zuzuführen, waren zuvor gescheitert.

Heute erinnert eine Tafel im Kreuzungsbereich Bottroper Straße/Weidkamp an Kirche und Gemeinde St. Bernhard und an die Wohnsiedlung Brauk. Die Kirche St. Bernhard steht symbolisch für Anfang und Ende. Sie war die erste Kirche, die im damals neuen Bistum Essen eingeweiht worden ist, und gleichzeitig auch die erste Kirche im Bistum, die niedergelegt wurde. Ihr war kein langes Leben beschieden. (FJG)

Quellen: Archivbestand in St. Michael / Aufsatz von Franz Josef Gründges: Schließung einer „Pforte des Himmels“. Zur Geschichte von Pfarrgemeinde und Kirche St. Bernhard im Brauk. In: Essener Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, 130. Band, Essen 2017, S. 141-177.

 

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