Segerath, Wilhelm

Pfarrer an St. Josef, Frintrop

Zu den verdienstvollen Pastören, nach denen man in Borbeck Straßen benannt hat, gehört Wilhelm Segerath. Seit 1976 gibt es in Essen-Frintrop die Wilhelm-Segerath-Straße.

Wilhelm Segerath wurde am 25. Februar 1889 als ältester Sohn der Eheleute Wilhelm Segerath (+ 31.08.1947) und Bernhardine Segerath geb. Rahmacher (+ 28.01.1940) in Essen geboren. Er stammt aus einer Essener Kaufmannsfamilie, deren Vorfahren seit Anfang des 16. Jahrhunderts den Segerath-Hof bewohnten.

Sein Bruder Ferdinand Segerath, verheiratet mit Cläre Segerath geb. Görgens, zwei Söhne (Gerd-Eberhard und Klaus-Dieter), baute die neurologisch-psychiatrische Klinik am Philippusstift auf und war deren Leiter von 1925 bis 1964. Als Arzt in der Nervenabteilung des Versorgungslazaretts verfasste er einen Fachaufsatz über die diagnostische Bedeutung des Blutdrucks bei epileptisch und nichts epileptischen Hirnverletzten. 1931 war er Mitherausgeber einer Abhandlung über „Modifizierte Dauerschlummerbehandlung bei Depressionszuständen“.

Wilhelm Segerath besuchte das Burggymnasium. Nach dem Abitur am 13. März 1908 studierte er in Bonn Theologie und in Freiburg und München Philosophie und Kunstgeschichte. Während des Studiums war der Mitglied der Studentenverbindung Arminia in Freiburg und der Tuisconia in München. Als sogenannter „Alter Herr“ gehörte er später dem Philister-Zirkel des CV in Essen und dem Katholischen Akademikerverband an.

Am 15. Februar 1913 wurde Wilhelm Segerath in Köln zum Priester geweiht. Danach durchlief er Kaplanstellen in Köln-Brück als Hauskaplan von Pfarrer Büttgen (1913-1918), an St. Hubertus in Essen-Bergerhausen (1918-1927) und an St. Lambertus in Essen-Rellinghausen (1927-1934). Am 10. März 1934 wurde Wilhelm Segerath zum Pfarrer an St. Josef in Essen-Frintrop ernannt.

Während der NS-Zeit gerieten die Pfarrgemeinde und ihr Seelsorger in Konflikte mit den örtlichen NS-Formationen. Schon bei der Einführung von Pfarrer Segerath am 14. Juni 1934 kam es zu Störversuchen durch die örtliche SA. Die Träger der Jugend- und Kolpingbanner wurden vorzeitig in die noch geschlossene Kirche eingelassen, um sie vor Übergriffen durch die SA zu schützen. Schon im Frühjahr des Jahres waren Mitglieder der katholischen Jugend von der Hitlerjugend tätlich angegriffen worden. In der Nacht vor der Fronleichnamsprozession war ein Teil der Fahnen am Prozessionsweg entfernt worden.

In der Nacht vom 17. auf den 18. November 1939 wurde der Korpus auf dem Kreuz vor dem Hause Wiebringhaus (Ecke Heilstraße/Frintroper Straße) zerschlagen. Einzelne Teile fand man vor dem Portal der Pfarrkirche wieder. Man schmückte die leere Stelle am Kreuz mit einem Kranz und legte die aufgefundenen Teile des Korpus während einer Sühneandacht im Altarraum aus. Erst am 18. Februar 1940 wurde ein neuer Korpus am Kreuz angebracht.

Am 27. April 1942 mussten die drei größten Glocken der Pfarrkirche St. Josef als Beitrag zur „Metallspende des deutschen Volkes“ zum Einschmelzen an die örtliche NS-Behörde abgeliefert werden. Vorher war das volle Geläut aller vier Glocken auf einer Schallplatte aufgenommen worden. Die auf der Rückseite der Schallplatte befindliche Ansprache von Pastor Segerath wurde von der Gestapo zerkratzt.

1944 wurden belgische Kriegsgefangene, unter ihnen der Geistliche Abbé Alphonse Come, im Zuge einer Vergeltungsaktion als Geiseln zunächst in der Dechenschule gefangen gehalten und nach deren Zerstörung bei einem Bombenangriff am 23. Oktober 1944 in der Neerfeldschule in Frintrop einquartiert (das ist die spätere Richthofenschule bzw. Walter-Pleitgen-Schule) untergebracht. Hier verschaffte Pfarrer Segerath seinem Amtsbruder verbotenerweise die Möglichkeit, frühmorgens im St. Josef-Stift hinter verschlossenen Türen die hl. Messe zu feiern. Abbé Come, der vom 15. August 1944 bis zum 11. April 1945 inhaftiert war, hat über seine Erlebnisse ein „Tagebuch der Gefangenschaft“ geschrieben.

Am 7. April 1945 errichteten die Nazis trotz des Protestes von Pfarrer Segerath im Kirchturm von St. Josef eine behelfsmäßige Beobachtungsstelle der Flugabwehr. Das hatte zur Folge, dass die Kirche den ganzen Tag über von feindlichen Fliegern unter Beschuss genommen wurde. Dabei gab es zwei Tote.

Über die Zeit zwischen 1945 und 1959 befinden sich in der Personalakte von Wilhelm Segerath keine Dokumente.

Am 01. Januar 1959 richtete Pfarrer Segerath ein Schreiben an Bischof Hengsbach mit der Bitte um Entpflichtung von der Führung der Pfarrgemeinde St. Josef. Als Grund gab er gesundheitliche Probleme, die Größe der Pfarrbezirks (7.000 Seelen) und sein hohes Alter an. Er äußerte den Wunsch, als Subsidiar – möglichst an St. Markus in Essen-Bredeney – tätig sein zu können. Am 6. August 1959 erklärte er aus gesundheitlichen Gründen den offiziellen Verzicht auf die Pfarrstelle und bat um Versetzung in den Ruhestand. Am 26. August 1959 nahm Bischof Hengsbach die Verzichtserklärung von Pfarrer Segerath an.

Die Versetzung in den Ruhestand erfolgte am 30. September 1959, die Ernennung zum Subsidiar am 1. Oktober 1959 und am 8. Oktober 1959 konnte Pfarrer i.R. Wilhelm Segerath seinen Dienst an St. Markus in Essen-Bredeney antreten.

Vorher war es ihm noch vergönnt, am 7. Juni 1959 mit seiner Gemeinde sein silbernes Jubiläum als Pfarrer in St. Josef zu feiern. Das Festprogramm umfasste ein festliches Hochamt, eine Feierstunde im Saal der Gaststätte Püttmann, eine Dankandacht und zum Abschluss ein Fest der Pfarrgemeinde im Saal der Gaststätte Dieckmann (Schönebecker Schweiz).

Bis ins hohe Alter hinein nahm Pfarrer i.R. Wilhelm Segerath an der alljährlichen Wallfahrt von Frintrop nach Kevelaer teil.

Pfarrer i.R. Wilhelm Segerath starb 19. September 1962 im St. Josef-Krankenhaus in Essen-Kupferdreh. Er wurde am 24. September 1962 auf dem Parkfriedhof beigesetzt. An der Trauerfeier nahmen zahlreiche Angehörige der Pfarrgemeinde St. Josef und 35 Priester teil. Für den Borbecker Sprengel sprach Pfarrer Hermann Krahe von St. Michael in Essen-Dellwig Worte des Abschieds, für die Evangelische Kirchengemeinde Borbeck ergriff Pfarrer Manfred Brunotte das Wortt. Neben den Delegierten der Studentenverbindungen aus Freiburg und München waren als Vertreter der Stadt Essen Dr. Spitznas und Dr. Toussaint bei der Trauerfeier anwesend. Rektor Ringleb von der Altfriedschule dankte dem Verstorbenen mit den Worten: „Er liebte die Kinder und die Kinder liebten ihn.“ (FJG)

Quellen: Archiv des Bistums Essen. Akte 2 PA I Bd. 6 – 75 Jahre Pfarrgemeinde und Kirchenchor St. Josef in Essen-Frintrop (1952). – Vgl. auch: Tagebuch der Gefangenschaft - Abbé Come aus Belgien als Gestapogefangener in Essen. In: Ernst Schmidt: Lichter in der Finsternis, Band 2, Essen, Klartext 1988, S. 220 - 244. - Ernst Schmidt/Michael Zimmermann: Essen erinnert. 3. überarbeitete Auflage. Essen, Klartext 2002, S.130-133.

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