Um Missverständnissen vorzubeugen, sei einleitend darauf hingewiesen, dass das Wirtschaftsgebäude am Schloss Borbeck niemals ein Lokal gewesen ist. In seinen besten Zeiten (ab 1842) beherbergte es vielmehr Bäckerei, Brauerei, Wagenremise, Wasch- und Mangelküche, Schreinerei, Gesindezimmer und Ställe. Dass nach dem 2. Weltkrieg für einige Jahre der Kindergarten der kath. Pfarrgemeinde St. Immaculata hier untergebracht war, sei hier im Vorgriff auf die eigentliche Entstehungsgeschichte nur am Rande erwähnt.
Clemens Freiherr von Fürstenberg ließ nach dem Erwerb von Schloss und Park 1826 in den folgenden Jahren vom Essener Architekten Heinrich Theodor Freyse zahlreiche Ausbesserungsarbeiten und Umgestaltungsmaßnahmen durchführen. Das bei weitem größte Projekt war dabei nach dem Abriss der alten Gebäude der Neubau eines dreistöckigen Wirtschaftsgebäudes im spätklassizistischen Stil im Jahre 1842 als Mittelpunkt einer Anlage aus zwei rechtwinklig zugeordneten zweistöckigen Gebäudetrakten in massiver Ziegelbauweise. In einer Inventarliste von 1844 finden sich Details zum Gebäude-Ensemble. Demnach gab es im Wirtschaftsgebäude neben den bereits erwähnten Räumen weitere 15 Zimmer im Obergeschoss und einen geräumigen Lagerraum für Getreide und Früchte in der 2. Etage. Im nach Norden angrenzenden Turm waren das Archiv und der Bierkeller untergebracht.
So vergingen die Jahre. Die Gebäude wurden 1941 an die Stadt Essen veräußert und gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, den Schloss und Wirtschaftsgebäude ohne Schäden überstanden, wurden hier Notwohnungen für ausgebombte Familien eingerichtet. Zudem nahmen in Räumen des Wirtschaftsgebäudes die ersten städtischen Dienststellen wie Meldestelle und Gartenamt Quartier.
Im Frühjahr 1954 setzten erste Maßnahmen zur Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes ein, die umfassende Renovierung begann jedoch erst im Jahre 1958. Im Mai 1960 zogen die Stadtarztstellen für Borbeck und Bergeborbeck sowie die Schulzahnklinik hier ein. Vor den Umbau- und Renovierungsarbeiten hatte die Stadt beschlossen, den ebenfalls von Freyse entworfenen Marstall samt Remise verfallen zu lassen und abzureißen.
Im August 1979 begannen erste Planungen für ein „Kulturzentrum Schloß Borbeck“ mit musisch-kulturellem Schwerpunkt. Nach intensiven Vorgesprächen wurde am 6. Februar 1982 das Wirtschaftsgebäude als „Bürgerzentrum Schloß Borbeck“ eröffnet. Es wird seitdem vielfältig genutzt. Fotografen, Malern, Filmemachern, Theaterleuten und Kreativgruppen haben hier ihre Heimat gefunden. In der Galerie gibt es ständig wechselnde Ausstellungen zu sehen. Gegenwärtig wird das Wirtschaftsgebäude erneut umgebaut und renoviert. (FJG)
Quelle: Birthe Marfording, Schloss Borbeck und sein Park. Klartext-Verlag, Essen 1999.