Schiewerling MdB, Karl

Der aus Borbeck gebürtige frühere Bundestagsabgeordnete und CDU-Politiker Karl Schiewerling ist am Sonntag im Alter von 69 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. CDU-Chef Armin Laschet schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von einem „traurigen Tag für die christlich-soziale Bewegung“. Schiewerlings Kampf für soziale Gerechtigkeit als Mensch, als Bundestagsabgeordneter oder als Landesvorsitzender des katholischen Kolpingwerks in Nordrhein-Westfalen bleibe unvergessen. Schiewerling habe viel Gutes bewirkt, „für die soziale Sicherheit, für den gegenseitigen Respekt und für den demokratischen Konsens“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

Schiewerling galt als soziales Gesicht der Unionsfraktion im Bundestag. Der CDU-Politiker saß von 2005 bis 2017 im Bundestag und beschrieb sich selbst einmal als „zutiefst in der katholischen Kirche beheimatet“. Das christliche Menschenbild und die katholische Soziallehre hätten ihn geprägt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament übernahm er den Co-Vorsitz der Rentenkommission der Bundesregierung.

Engagiert in katholischen Verbänden

Karl Richard Maria Schiewerling wurde am 18. Mai 1951 als Sohn eines christlichen Gewerkschafters in Essen-Borbeck geboren. Früh engagierte er sich in der Politik, wurde Mitglied der Jungen Union (JU) und gehörte der Bezirksvertretung Essen-Borbeck zwei Jahre als Jugendvertreter an. Nach dem Abitur und der Ausbildung zum Industriekaufmann war er zunächst von 1970 bis 1973 bei der Mannesmannröhren-Werke AG (Düsseldorf) tätig, schloss sich 1972 der CDU sowie der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) an und machte eine Weiterbildung zum Personalfachkaufmann. Seine Erfahrung aus den Katholischen Jugendverbänden brachte er zunächst als hauptamtlicher Sekretär des Verbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV) ein. 1978 wurde er Bundessekretär des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Düsseldorf mit dem Schwerpunkt der Geschäftsführung des Verbandes und der Verantwortung für die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. 1984 bis 2009 übernahm Schiewerling die Aufgabe als Diözesansekretär beim Kolping-Diözesanverband Münster und leitete von 2002 bis 2017 den Landesverband des Kolpingwerks NRW im Ehrenamt.

Bundestagsabgeordneter und Sozialpolitiker

Seinen Wohnort fand Schiewerling im Münsterländischen Nottuln, war dort viele Jahre Vorsitzender der CDA und Mitglied im Vorstand der CDA im Kreis Coesfeld. In der örtlichen Politik wirkte er 1989 bis 1994 und von 2004 bis Anfang 2006 als Mitglied im Rat der Gemeinde Nottuln mit. Mit den drei politischen Bausteinen „Familie – Arbeit – Werte“ stellte sich der damals 54-Jährige am 18. September 2005 zur Wahl zum 16. Deutschen Bundestag und wurde mit 51,6 Prozent der Erststimmen zum direkten Abgeordneten für den Wahlkreis Coesfeld / Steinfurt II gewählt, zwei Jahre später übernahm er den stellvertretenden Vorsitz des CDU-Bezirksverbandes Münsterland und wurde Mitglied des Bundesvorstands der CDA. 2009 wurde er als Abgeordneter des Wahlkreises für den 17. Deutschen Bundestag mit 50,8 Prozent der Erststimmen in seinem Amt bestätigt.

Seine sozialpolitische Ausrichtung spiegelte sich in seiner Arbeit im Ausschuss für Arbeit und Soziales sowie im Vermittlungsausschuss, er war stellv. Mitglied im Petitionsausschuss, im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Am 12. November 2009 wurde Karl Schiewerling zum Vorsitzenden der Arbeitsgruppe „Arbeit und Soziales" der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und deren arbeitsmarkt- und sozialpolitischem Sprecher gewählt.

Lange gehörte Schiewerling dem Bundesvorstand der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA) an. Im Bundestag leitete er den Kardinal-Höffner-Kreis, einen informellen Zusammenschluss von Christen in der Unionsfraktion. Er war Beiratsvorsitzender der Initiative „Familie – Arbeit – Mittelstand – Münsterland“ (FAMM) zur nachhaltigen Verbesserung der Vereinbarkeit von Familien- und Arbeitsleben im ländlichen Raum, Mitglied im Beirat „Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen e. V., Beirat für Welthandel“ und einige Jahre Vorsitzender des Jugendtreffs „Alte Druckerei“. Seit 1986 war Schiewerling bereits Mitglied der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Westfalen und ab 1999 Vorsitzender dieses Gremiums.

Karl Schiewerling, verheiratet, Vater einer Tochter und zweier Söhne, liebte Bergwandern und Geschichte. Zur Bundestagswahl 2017 trat er nach 12 Jahren als Abgeordneter nicht mehr an. Kurz vor Ende seines Mandats setzte Schiewerling 2017 im Bundestag mit wenigen zuvor eingeweihten Personen eine gesetzliche Veränderung der Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie durch. Aktive Arbeitsmarktpolitik, erklärte er, sei für ihn wesentlich mehr als die Regelung der sozialen Grundsicherung. Der Einsatz für die Familie machte die Gesellschaft zukunftsfähig, damit müssten alle „klassischen Ressorts“ der Politik die Bedingungen dafür verbessern. Die Ehe für alle lehnte er ab. Beim Sonntagsschutz betonte er, es müsse „wieder mehr um den Menschen an sich gehen - nicht um seine Verfügbarkeit für Konsum und Wirtschaft“. Auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik setzte er sich weiter in Gremien ein: Seit 2018 war er Vorsitzender der Rentenkommission „Verlässlicher Generationenvertrag“. (cb)

Bild: Karl Schiewerling MdB (2009), CDU/CSU-Fraktion, CC BY-SA 3.0 de

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