Maria Kunigunde von Sachsen

Letzte Fürstäbtissin 1776-1802

Maria Kunigunde Dorothea Hedwig Franziska Xaveria Florentina von Sachsen (* 10. November 1740 in Warschau ; † 8. April 1826 in Dresden) war Prinzessin von Polen, Litauen und Sachsen aus dem Hause der albertinischen Wettiner, Stiftsdame im Stift Münsterbilsen bei Hasselt in der Provinz Limburg und letzte Fürstäbtissin der freiweltlichen Reichsstifte Essen und Thorn. Als jüngstes Kind des polnischen Königs und Kurfürsten von Sachsen, Friedrich August II. (1696–1763) und Maria Josepha von Österreich (1699–1757) geboren, erhielt sie eine gute Erziehung.

Zunächst Ehekandidatin für den Habsburger Erzherzog Joseph (1741–1790, den späteren Kaiser Joseph II.), konnte sie nicht mehr heiraten und wurde zum Ausgleich noch zur Amtszeit der Äbtissin Franziska Christine von Pfalz-Sulzbach (1696–1776) 1775 zur Koadjutorin mit dem Recht der Nachfolge gewählt. Nach ihrem Tod trat Maria Kunigunde am 16. Juli 1776 das Amt der Äbtissin in Essen und Thorn an. Seit 1769 lebte sie mit viel Einfluss am Hof ihres Bruders Clemens Wenzeslaus in Koblenz und zog erst am 8. Oktober 1777, für einen Tag mit allem Prunk in Essen ein.

Im Stift Essen verwirklichte sie 1781 eine Justizreform, doch riefen 1786 die Landstände unter Federführung der Stiftsdamen gegen eine „Hochfürstl. Forst- und Jagd-Verordnung“ das Reichskammergericht an, der am 17. September 1794 mit dem Landesgrundvergleich als erster schriftlicher Verfassung des Stiftes endete. Unter ihrer Regierung erließ sie ein Abtreibungsverbot, eine Verordnung über die Tätigkeit der Wundärzte, eine Hebammenordnung, verfügte die Schulpflicht, die Gründung einer Mädchenschule für höhere Töchter und die Reduzierung der Feiertage. Ihr Plan zum Ausbau von Schloss Borbeck, scheiterte am Widerstand der Landstände, ebenso eine Anleihe für den Bau einer Chaussee, die den Verkehr im Stiftsgebiet verbessern sollte und dann aus Privatmitteln gebaut wurde.

Mit der Säkularisation und der preußischen Besetzung am 3. August 1802 verlor Maria Kunigunde ihre politisch-weltlichen Befugnisse, blieb aber im Besitz ihrer geistlichen Hoheitsrechte. Verträge mit dem Königreich Preußen sicherten ihr bis zum Lebensende die Überschüsse aus der Abtei. Mit einigem Geschäftssinn beteiligte sich die Fürstin als private Investorin bei der Verhüttung von Eisen, 1787 an der Hütte „Gute Hoffnung“, 1791 an der Eisenhütte „Neu-Essen“, 1796 kaufte sie die Hütte „St. Antony“. Ihre Hüttenanteile verkaufte sie 1805 für 23.800 Reichstaler an die Brüder Haniel, die auch die Hütte „Gute Hoffnung“ erwarben und den Grundstein für die spätere Gutehoffnungshütte legten.

Maria Kunigunde lebte meist im bayerischen Oberdorf, kehrte 1812 nach Dresden zurück und starb dort am 8. April 1826. Sie wurde drei Tage später in der Neuen Gruft der Katholischen Hofkirche in Dresden beigesetzt.

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