Husmann, Josef

Josef Husmann wurde am 1. Dezember 1864 in Bardenberg bei Aachen geboren. Nach dem Studium in Münster und der Ausbildung an den Seminaren in Eichstätt und Köln kommt der am 24. August 1887 zum Priester geweihte Josef Husmann von 1887 bis 1889 als Religionslehrer an der „Katholischen Knaben-Mittelschule“ Borbeck zum Einsatz. Zwischendurch erlangt er mit sehr gutem bzw. gutem Erfolg die Befähigung, neben dem Fach Religion als Lehrer für Mathematik und Latein an Mittelschulen und höheren Mädchenschulen zu unterrichten (1888). Mit dieser Qualifikation wird er zunächst zum Rektor an der katholischen Rektoratschule in Werden ernannt. Danach übernimmt er am 20. September 1895 als Rektor die Leitung der Borbecker Mittelschule, an der er schon als Religionslehrer tätig war.

Mit Bezug auf eine Ministerial-Verfügung aus dem Jahre 1872, die es gestattet, Lehrpläne nach lokalen Bedürfnissen einzurichten, wird an der Borbecker-katholischen Knaben-Mittelschule die Anfangssprache Latein statt Englisch erteilt, weil viele Schüler eine gymnasiale Anstalt in der Umgebung besuchen möchten. Konkrete Zahlen dafür liefert die Borbecker Zeitung für Ostern 1887. Demzufolge wollen von den 38 Schulabgängern 14 einen praktischen Beruf ergreifen, 24 Schüler wollen auf ein Gymnasium oder Realgymnasium in Essen, Mülheim und Oberhausen wechseln.

Im März 1898 kann Rektor Husmann bei der Schulbehörde erreichen, dass an der nunmehrigen „Rektoratschule“ ein Realschulzweig mit Englisch und Französisch sowie ein gymnasialer Zweig mit Latein und Griechisch eingerichtet werden. An die Stelle der bisherigen Klassenbezeichnungen I, II und III treten die gymnasialen Bezeichnungen Sexta bis Obertertia.

Durch weitere Maßnahmen wie zum Beispiel die personelle Aufstockung des Kollegiums und die Steigerung der Schülerzahl hofft Rektor Husmann, die Schule unter Beibehaltung der geistlichen Schulleitung als Gymnasium ausbauen zu können. Doch es kommt Widerstand vom Regierungspräsidium in Düsseldorf und vom Oberschulkollegium in Koblenz. Auch aus Borbeck selbst weht ihm starker Wind ins Gesicht. Die den Borbecker Gemeinderat dominierenden reichen Grundbesitzern wollen anstelle eines Gymnasiums mit so genannten Realfächern aus Prestigegründen ein humanistisches überkonfessionelles Gymnasium. Nach zwei Revisionen im Januar und März 1900 durch den Provinzialschulrat Dr. Buschmann muss Rektor Husmann seine Hoffnungen endgültig begraben.

Am 14. Februar 1900 hatte er noch vor der wissenschaftlichen Prüfungskommission in Bonn die Oberlehrerprüfung abgelegt und dadurch die Lehrerlaubnis für Religion und Hebräisch in den oberen Klassen sowie für Mathematik in den mittleren Klassen erlangt. Dann aber, nachdem die Revision ergeben hatte, dass das Kollegium gymnasialen Ansprüchen nicht gerecht werde und es ihm selbst an wissenschaftlicher Qualifikation und Führungsqualität fehle, wird am 30. September 1900 das geistliche Rektorat der Schule aufgehoben. Damit endet auch die Zeit von Josef Husmann als Schulleiter.

Vom 5. März 1901 an firmiert die Schule unter der Bezeichnung „Progymnasium mit nicht allgemein verbindlichem Unterricht im Griechischen und dessen Ersatz durch das Englische“. Mit Urkunde vom 15. Mai 1901 wird Josef Husmann zum Oberlehrer für den Rektor und damit zum Stellvertreter seines Nachfolgers Dr. Joseph Cüppers berufen, den das Schulkuratorium bereits im Juli 1900 zum Leiter des Progymnasiums gewählt hatte. Er erhält an seiner alten Schule eine feste Stelle als Religionslehrer und unterrichtet hier noch bis Ende 1903 in den Fächern Katholische Religion, Mathematik, Physik, Latein und Hebräisch.

Am 23. November 1903 scheidet Josef Husmann aus dem Schuldienst aus. Kurz zuvor hatte er am 13. November 1903 bereits eine Pfarrstelle in Wickrath übernommen, die er sechzehn Jahre lang innehat. Am 18. September 1919 wird er zum Oberpfarrer der Gemeinde St. Foillan in Aachen und kurz darauf, am 15. Oktober 1919, zum Ehrenstiftsherrn im Kollegiatkapitel beim Aachener Münster ernannt. 1930 erfolgt seine Ernennung zum Ehrendomherrn am Dom zu Aachen. Am 23. Oktober 1933 stirbt Josef Husmann plötzlich und unerwartet. Er findet auf dem Ostfriedhof in Aachen seine letzte Ruhe.

Josef Husmann scheint in Borbeck als Religionslehrer und Schulleiter außerordentlich beliebt gewesen zu sein. Ihm wird im Zusammenhang mit seinen Bemühungen um die Weiterentwicklung der Mittelschule allenthalben Weitsicht und Tatkraft attestiert. Dem Pädagogen Josef Husmann sind die Abschiedsworte auf seinem Totenzettel gewidmet: „Die Schuljugend trennt sich schwer von der Bahre ihres väterlich besorgten Erziehers.“

Den Kontakt zu Borbeck gibt Josef Husmann auch nach seinem Fortgang nicht auf. Am 15. September 1916 hält in der Dionysiuskirche die Festpredigt für den aus Borbecker stammenden Missionsbischof Franz Wolf (vgl. den Artikel über F.W. im „Lexikon“), einen früheren Schüler von Josef Husmann auf der Rektoratschule. Am 5. Mai 1921 kommt er noch einmal nach Borbeck, um die Festpredigt zum 25-jährigen Bestehen der Eucharistischen Ehrengarde von St. Dionysius zu halten, deren zweiter Ehrenoberst er von 1898 bis 1903 gewesen war. (FJG)

Quelle: Klaus Lindemann: „Dies Haus, ein Denkmal wahrer Bürgertugend“. Das Gymnasium Borbeck seit der Kaiserzeit. Essen 2005, S. 80 bis 82. – Franz Josef Gründges: Gymnasium Borbeck 1905-1980. Borbeck 1980, S. 10/11.

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