Hernegger, Pater Beda

Autor, Südtiroler

P. Beda Hernegger wurde am 2. Februar 1919 um 22.00 Uhr als unehelicher Sohn der Aloisia Hernegger in Franzensfeste, Diözese Brixen, geboren. Bei der Taufe am 3. Februar 1919 erhielt er den Taufnamen Rudolf. Von 1929 bis 1934 besuchte der das Franziskanergymnasium in Bozen und wechselte 1934 an die Schule der Franziskaner in Kaltern über. Hier verbrachte er sein Noviziat. Nach dem Abitur 1936 studierte er bis 1938 Theologie in Bozen und von 1938 bis 1939 in Turin. Danach kehrte er nach Bozen zurück. Dort legte er auch am 5. Oktober 1940 die feierliche Profess (das Gelübde) ab und nahm den Namen Pater Beda an.

In Trient wurde er am 8. März 1941 zum Subdiakonat und am 29. März 1941 zum Diakon geweiht. Die Priesterweihe in Trient durch Erzbischof Karl Ferrari erfolgte am 19. Dezember 1941. Er war von 1942 bis 1943 in Bozen und von 1944 bis 1945 in Kaltern als Lektor der Philosophie tätig. Von 1945 bis 1946 war er Kooperator (Vikar) in Obermais. Im Zeitraum 1946 bis 1951 weilte er in Rom, wo er für „Regnum Christi“ arbeitete. 1948 erschien im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft „Regnum Christi“ sein Buch „Katholische Solidarität. Ein Ruf zur Einheit und Gemeinschaft“. Ihm folgte im Jahre 1950 das Buch „Gemeinschaft aus der Kraft des Evangeliums“. 1951 veröffentlichte er die Schrift „Das Ringen der Gegenwart um eine christliche Lebensform: von der liturgischen zur gelebten Gemeinschaft“. Von 1951 bis 1955 arbeitete er als Sekretär von „Regnum Christi“ in Düsseldorf.

Vom 1. Mai 1955 bis März 1957 war er der erste Pfarr-Rektor der Rektoratspfarre St. Bernhard in Essen-Vogelheim. 1957 wurde er nach St. Albertus Magnus in Düsseldorf zwecks Neugründung einer Gemeinde versetzt. Vor der Bundestagswahl 1957 unterzeichnete Pater Beda (OFM Essen) zusammen mit Inge Aicher-Scholl, Heinrich Böll u.a. ein Schreiben katholischer Christen an die katholischen Bischöfe in der Bundesrepublik, in dem völlige Wahlfreiheit für die katholischen Christen gefordert wurde. 1958 initiierte er in Düsseldorf-Derendorf die Gründung eines Kirchbauvereins, der 1959 vom Generalvikariat genehmigt wurde.

In den folgenden Jahren verfasste Pater Beda mehrere kirchenkritische Schriften und Bücher. 1959 erschien sein Buch „Volkskirche oder Kirche der Gläubigen?“ und 1961 das Buch „Religion, Frömmigkeit, Kult“. Am 16. März 1962 wurde Pater Beda (Rudolf Hernegger) durch Reskript (feierliche Rechtsentscheidung) des Hl. Offiziums in Rom laisiert, d.h. in den Laienstand zurückversetzt. 1963 veröffentlichte er das kirchenkritische Werk mit dem Titel „Macht ohne Auftrag“, das in der katholischen Amtskirche heftige Proteste hervorrief. Hernegger wurde daraufhin vom damaligen Münchener Kardinal Döpfner aufgefordert, die Drucklegung des Buches zu verhindern. Rudolf Hernegger weigerte sich und verließ den Franziskanerorden.

Nach der Laisierung und dem Austritt aus dem Franziskanerorden betätigte sich Rudolf Hernegger als Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte mehrere Bücher u.a.: „Der Mensch auf der Suche nach Identität“ (1978) und zuletzt „Die Sprache des Bewusstseins“ (1998). 1974 heiratete er in Gröbenzell Gertraud (Traudel) Matthies und zog 1977 nach München um. Wegen eines schweren Schlaganfalls in der zweiten Hälfte des Jahres 1998 musste er seine schriftstellerische Tätigkeit einstellen, da er – halbseitig gelähmt – fortan weder schreiben noch sprechen konnte. Seine Frau pflegte den Schwerstkranken dreizehn Jahre lang aufopferungsvoll bis zu seinem Tod am 10. Februar 2012 in München. (FJG)

Quellen: (1) Taufbuch der Pfarrei Franzensfeste, Tomus I – Band 1, Seite 279 Nr. 6, mitgeteilt per E-Mail von Richard Amort, Bürgermeister der Gemeinde Franzensfeste. (2) Personalblatt aus dem Bestand der Tiroler Franziskanerprovinz zum Hl. Leopold; übersandt von Br. Pascal Hollaus vom Archiv der Tiroler Franziskanerprovinz in Hall in Tirol. (3) Persönliche telefonische Auskünfte von Frau Hernegger an den Verfasser. (4) Artikel in den Borbecker Nachrichten.

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