Grävenweg

Da wo sich die Borbecker Kornbrennerei Fritz Brüggemann KG bzw. der Spirituosengroßhandel Alcomix Marken GmbH befindet (Bocholder Str. 278), stand vormals der alte Graeven-Kotten. Nach ihm bzw. nach der Familie Graeve ist 1974 der Grävenweg in Bochold benannt worden.

Schon vor 1668 verkaufte der Freiherr von Schell den Graevenkotten an das Damenkapitel des Essener Stifts. Die neue Grundherrschaft wiederum vergab den Kotten laut Landmatrikel 1668 an den Aufsitzer (Pächter) Arndt Greve. Zu diesem Zeitpunkt war der Kotten rund 9 Morgen groß.

Auch in den folgenden Jahrzehnten wurde der Kotten von der Pächterfamilie Greve bewirtschaftet. Noch 1795 gab es einen Kötter namens Greve. Nach dem Erwerb des Hauses Berg durch das Essener Damenkapitel 1794 oblag die Verwaltung des Kottens dem Rentmeister des Hauses Berge.

In der Folge durchlief der Kotten einige Eigentümerwechsel. Vom Hause Berge ging er 1803 zunächst auf den preußischen Staat und später auf den Grafen von der Recke-Vollmarstein über, der dem preußischen Staat das Haus Berge im Jahre 1834 abkaufte.

1873 erwarb der Lehrer Hermann Tüber (vermutlich als Vormund der Kinder) den Kotten von den minderjährigen Waisen des Philipp Greve. Fünf Jahre danach erhielt der Lehrer die Konzession zur Errichtung einer Branntwein-Brennerei. (!)

Am 25. November 1898 kaufte der Landwirt und Brenner Fritz Brüggemann aus dem westfälischen Senden (Kreis Coesfeld) mit seiner Ehefrau Maria die in der Hochstraße 83 gelegene „Tüberei“. Die erste handelsübliche Eintragung erfolgte am 3. März 1899. Insofern gilt das Jahr 1899 als Gründungsjahr der Kornbrennerei Fritz Brüggemann. Entsprechend fanden im Jahre 1999 die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des Familienunternehmens statt. Vor dem „Sauren Fritz“ und dem „Borbecker Schloßtropfen“, zwei bekannten Kreationen aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, hatte alles klein angefangen. Man ging um 1900 mit Kanne oder Krug zum Kornbrenner Fritz Brüggemann und ließ sich von ihm „Alten Doppelkorn“ aus dem Fass ins mitgebrachte Behältnis füllen.

Über die Herkunft des Namens Gräve oder Greve kann nur spekuliert werden. Dickhoff brachte unter Bezug auf den in der Nähe befindlichen Mühlenbach die Ableitung von „Graben“ ins Gespräch. Möglich ist aber auch, wie Wördehoff meint, die Herleitung von „Holz-(Graf)“. Der Holzgraf hatte in der Borbecker Markgenossenschaft eine herausgehobene Stellung inne. Demzufolge könnte es sich beim Graevenkotten um ein sehr altes und privilegiertes Anwesen des Stifts Essen gehandelt haben. (FJG)

Quellen: Erwin Dickhoff: Essener Straßen. Essen 2015. – Ludwig W. Wördehoff: Borbeck in seinen Straßennamen. Essen 1987. – Alkohol und Industrie. Fachzeitschrift für Produktion und Verkauf. Ausgabe Nr. 6 vom 16.05.1999.

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