Goebel, Franz Dr.

Franz Goebel wurde am 7. September 1906 als Sohn des Landgerichtsdirektors Hermann Goebel (Mitglied des Landtags) und seiner Ehefrau Gertrud in Myslowitz, Kreis Kattowitz (Oberschlesien) geboren. Hier besuchte Franz Goebel das Gymnasium, das Abitur legte er nach einem politisch bedingten Umzug der Familie in Oppeln ab. (Bild oben: im Bild mit einer Abiturientia am Gymnasium Borbeck)

Nach dem Abitur studierte Franz Goebel von 1925-1927 Germanistik, Romanistik, Anglistik und Kunstgeschichte in Breslau, Berlin und Wien, dem er von 1927-1930 ein Studium in den Fächern Germanistik, Neuere Sprachen und Volkskunde an der Universität Greifswald folgen ließ. Von Juli 1929 bis Januar 1931 arbeitete Franz Goebel als Assistent am Pommerschen Volksliederarchiv. 1930 bestand er das mündliche Doktorexamen. Titel seiner Doktorarbeit an der Universität Greifswald: „Jüdische Motive im märchenhaften Erzählungsgut. Studien zur vergleichenden Motiv-Geschichte.“

1933 legte Franz Goebel das Wissenschaftliche Staatsexamen und 1935 – nach einem zweijährigen Referendariat am Bezirksseminar in Gleiwitz – das Pädagogische Staatsexamen ab. Die Studienassessoren-Zeit verbrachte er von 1935-1940 an zwei Schulen in Oppeln. 1940 wurde er als Studienrat an die Deutsche Oberschule für Jungen in Bielitz versetzt, wo er neben der unterrichtlichen Tätigkeit zusätzlich die Leitung des Schülerheims „Nordmark“ übernahm.

1942 wurde Franz Goebel zum Kriegsdienst an der Ostfront einberufen und nahm an den Offensiven im Raum Kursk, Bjelograd und Woronesch sowie (1943) an den Kämpfen in den Pripjet-Sümpfen und in Wolhynien teil. Nach schweren Verwundungen geriet er als Leutnant in sowjetrussische Kriegsgefangenschaft. Fünf Jahre verbrachte Franz Goebel als Kriegsgefangener in einem Lager in Karaganda (Sibirien), ehe er im Herbst 1948 als arbeitsunfähig in die Heimat entlassen wurde. Über seine Erlebnisse und Erfahrungen in der Kriegsgefangenschaft verfasste Dr. Goebel kurz nach seiner Entlassung für den „Catholic Herald“ in London einen ausführlichen und beeindruckenden Bericht (nachzulesen bei Koerner S. 45-50).

Auf Norderney kam es 1948 zum Wiedersehen mit seiner Frau und den vier Kindern. Danach verschlug es die Familie nach Essen. Dr. Goebel wurde Ostern 1951 an der BMV-Schule in Essen-Holsterhausen zum Studienrat auf Widerruf ernannt. Im April 1952 wechselte er zum Gymnasium Borbeck in der Prinzenstraße über. Hier war er bis zu seinem Tod am 6. September 1971 tätig. Er wurde auf dem kath. Friedhof an der Dachstraße beigesetzt.

Dr. Goebel setzte sich sehr für die Belange seiner Heimat Oberschlesien ein. Schon kurz nach seiner Übersiedlung nach Essen übernahm er 1952 das Amt des 1. Vorsitzenden der Eichendorff-Gilde Essen, dem „Heimatwerk schlesischer Katholiken“, und in der „Vereinigung der heimatvertriebenen katholischen Schlesier“ in Essen. Mit nicht minder großem Engagement wandte sich Dr. Goebel in der Folge seiner neuen Heimat Borbeck zu: 1958 ließ er sich zum Leiter des Heimatkundlichen Arbeitskreises Borbeck wählen. Die erste Exkursion unter seiner Leitung führte auf das zerstörte Gelände des ehemaligen Krupp-Hüttenwerks in Bergeborbeck/Vogelheim mit den Überresten von Haus Heck.

Auf Grund des Umfangs und der Qualität seiner heimatgeschichtlichen Forschung gehört Dr. Franz Goebel in die erste Reihe der Borbecker Lokalhistoriker. (FJG)

Quellen: Andreas Koerner: Zur Erinnerung an Dr. Franz Goebel. In: Borbecker Beiträge 2/1996, S. 40-50.

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