Fürhoff, Günther

Als begnadeter Regisseur zog Günter „Nobby“ Fürhoff zwischen 1968 und 1978 die Fäden im Spiel der RWE-Elf. Gemeinsam mit Hansi Dörre, Willi Lippens und Horst Hrubesch zählte er zu den herausragenden Spielern der rot-weißen 1970er Jahre und wurde folgerichtig zum Vereinsjubiläum 2007 in die Jahrhundertelf gewählt. Am 6. Oktober 2022 wäre der filigrane Techniker 75 Jahre alt geworden.

Vom Frintroper Wasserturm an die Hafenstraße

Günter Fürhoff war ein echter Essener Junge, der in der Jugend beim Vorortverein Union Frintrop am Wasserturm das Kicken gelernt hatte. Ende der 1960er Jahre wurde Rot-Weiss Essen auf den blonden Bomber aufmerksam.

RWE-Coach Erich Ribbeck, der spätere Nationaltrainer, lotste das Fußballtalent aus dem Essener Westen bei seiner ersten Trainerstation auf Empfehlung von Geschäftsstellenleiter Paul Nikelski 1968 an die Hafenstraße. 1500,- DM Handgeld soll Fürhoff für seinen ersten Vertrag bekommen haben. Eine enorme Summe für den talentierten Bergmann, der zu diesem Zeitpunkt noch auf der Zeche Amalie tätig war und Fußball eigentlich als sein Hobby betrachtete.

Auf und Ab mit RWE

Fürhoff debütierte am 1. September 1968 für RWE beim 2:2-Heimremis vor 20.000 Zuschauern an der Hafenstraße gegen Bayer Leverkusen. In den Folgejahren entwickelte sich der zentrale Mittelfeldspieler deutschlandweit zu einem der Besten auf seiner Position und wurde zum Fixpunkt im rot-weissen Spiel.

Mit RWE erlebte er drei Aufstiegsrunden (1969, 1972 und 1973), sechs Jahre in der höchsten deutschen Spielklasse (1969-1971 und 1973-1977), jeweils zwei Aufstiege (1969 und 1973) in die und Abstiege (1971 und 1977) aus der Bundesliga, zwei Halbfinalteilnahmen im DFB-Pokal (1974 und 1977) und das Scheitern in den beiden Aufstiegsspielen zur Bundesliga 1978.

Günter Fürhoff spielte von 1968 bis 1978 für seine Rot-Weissen und erzielte in 309 Spielen insgesamt 77 Tore, darunter 20 Treffer in 153 Erstliga-Einsätzen. Nach Willi Lippens hat er damit die meisten Bundesliga-Einsätzen für RWE. In der Saison 1975/76 erreichte der zum Mittelfeldregisseur herangereifte Fürhoff dabei mit dem Verein von der Hafenstraße den 8. Platz, die beste Bundesligaplatzierung der Vereinsgeschichte. Hinzu kommen in seiner RWE-Zeit noch 78 Spiele in der damals zweitklassigen Regionalliga West mit 36 Toren, 19 Spiele mit 13 Toren in den Bundesligaaufstiegsrunden sowie 38 Spiele in der 2. Bundesliga mit drei Toren.

Eine Essener Fußballlegende, die unvergessen bleibt. Weil er ein Regisseur mit genialen Zügen war, weil seine blonde Matte fast so schön im Wind stand wie die von Günter Netzer und weil er auch schon mal abseits des Rasens für Aufsehen sorgte.

Nobby Fürhoff in der letzten Bundesligasaison von RWE mit einer Flanke von der linken Seite beim 2:1 Sieg im Spiel gegen Eintracht Braunschweig (11.12.76, 2:1)

Die Spitznamen „Nobby“ und „Asbach“

Bei RWE erhielt er auch seinen ersten Spitznamen „Nobby“. „Den hat mir der Willi Lippens verpasst“, erzählte Fürhoff einmal. „Damals gab es in England einen Nationalspieler Nobby Stiles, dem bei einem seiner gefürchteten Zweikämpfe ein Vorderzahn abgebrochen war. Als mir das auch passierte, hat mich der Willi in `Nobby´ umgetauft. Dabei ist es geblieben, obwohl ich alles andere als ein Raubein wie Stiles war“. Nur vier Mal bekam der rot-weiße Mittelfeldstratege in seiner Bundesligazeit eine gelbe Karte. Rot hat er nie gesehen.

Doch Fürhoff zauberte nicht nur auf dem Rasen. Weil er schon mal von Fans in Kneipen gesichtet wurde, bekam er auch noch den zweiten Spitznamen „Asbach“ verpasst. Den „Nobby“ hat Fürhoff verinnerlicht, mit `Asbach´ konnte er sich dagegen nie anfreunden und meinte einmal: „Da ist auch viel übertrieben worden.“

Würzburg und Laufbahnende

Nach dem verpassten Bundesligaaufstieg verließ der geniale Mittelfeldstratege 1978 Rot-Weiss Essen. Er wäre gern geblieben, es scheiterte aber am Geld. Südzweitligist FV Würzburg 04 lockte in dem damals noch zweigeteilten Bundesligaunterbau mit vermeintlich mehr Kohle, war zwei Jahre später allerdings pleite. Hier kam Fürhoff zu insgesamt 69 Einsätzen und erzielte dabei neun Tore. Der Konkurs der Mainfranken bedeutete auch das Ende seiner aktiven Laufbahn als Profifußballer.

Für immer RWE

Nach dem Ende seiner Karriere blieb der Essener Junge in Würzburg. Hier hatte er seine zweite Frau Gaby kennengelernt, mit der er bis zuletzt in einer kleinen Etagenwohnung lebte. Seine erste Frau Ilka , mit der er von 1969 bis 1980 verheiratet war, ist die Mutter von Comedian Ingo Appelt, der 1967 in Essen geboren wurde und nach Fürhoffs Wechsel ebenfalls mit nach Würzburg zog, wo er bis zu seinem 26. Lebensjahr lebte. Am 26. Januar 2016 verstarb Günter „Nobby“ Fürhoff im Alter von nur 68 Jahren nach langer, schwerer Krankheit.

Seinem RWE blieb der blonde Mittelfeldstratege bis zuletzt verbunden. Dies kam bei seiner Beerdigung in besonderer Weise zum Ausdruck. Sein Sarg leuchtete in den rot-weissen Vereinsfarben, verziert mit dem RWE-Logo und rot-weissen Rosen. Daneben stand ein rot-weißer Blumenschmuck. Auf der Totenkarte stand unter dem RWE-Logo der Satz: „In unserem Leben hast Du als unsere Fußball-Legende deinen Platz verlassen, in unseren Herzen bist du immer bei uns.“

Der damalige RWE-Geschäftsführer Michael Welling würdigte das rot-weiße Urgestein mit den Worten: „Nobby Fürhoff hat in der Vereinshistorie einen festen Platz eingenommen. Jeder Rot-Weisse denkt bei seinem Namen an den feinen Fuß und die Übersicht, mit der er das RWE-Spiel gestaltet hat, aber sicher auch an den Menschen Nobby Fürhoff.“

Kein Wunder, der Essener Fußballkünstler begeisterte ein Jahrzehnt die RWE-Fans an der Hafenstraße. Auch auf YouTube kann man auf die Karriere von Günter „Nobby“ Fürhoff in dem sehr persönlichen Beitrag „Günter „Nobby“ Fürhoff – Ball-Magier" oder „Günter „Nobby“ Fürhoff – Tore für Rot-Weiss Essen" zurückblicken.

Georg Schrepper

Bis in den Tod „Nur der RWE“ – Günter Fürhoff ließ sich in einem RWE-Sarg beerdigen.

Zum Rückrundenauftakt am 15. Januar 1977 war RWE mit 1:0 gegen Tennis Borussia Berlin erfolgreich. „Nobby" Fürhoff war nicht nur Spielgestalter, RWE-Verteidiger Hartmut Huhse beobachtet den Zweikampf. Rechts: Auch der Totenbrief zeigte seine innige Verbundenheit mit Rot-Weiss Essen

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