Daniel-Eckhardt-Straße

Die Daniel-Eckhardt-Straße in Vogelheim zieht sich von der B 224 durch das Gewerbegebiet im Stadthafen bis hin zur Hafenstraße. 1981 erhielt sie ihren Namen. Doch wer weiß schon etwas über den Mann, nach wem sie benannt worden ist?

Johann Daniel Eckhardt wurde am 14. Oktober 1836 in dem kleinen Ort Kressenbach in der Nähe von Schlüchtern (damals Kurhessen, heute Main-Kinzig-Kreis) geboren. Das Dorf hatte im Jahre 1835 laut Ortchronik 310 Einwohner. Sie lebten in schwierigen Verhältnissen. Für das Jahr 1832 verzeichnete die Chronik den Beginn einer Auswanderungswelle. Wegen der sozialen Notlage schlug der Ortsbeirat in einer Eingabe an die Regierung sogar eine Gruppenauswanderung nach Amerika vor.

Die materielle Not war es wohl, die den damals 26-jährigen Daniel Eckhardt veranlasste, die Heimat zu verlassen, um im Ruhrgebiet Arbeit und Lohn zu finden. Die Arbeitssuche führte ihn schließlich 1861 nach Essen. Hier arbeitete er zunächst in einer Fabrik, dann wurde er Bergmann. Um in Essen wohnen und arbeiten zu dürfen, musste der gebürtige Hesse die preußische Staatsangehörigkeit annehmen. Das war 1865. Drei Jahre später fing seine lange Laufbahn als Arbeiterführer an.

Daniel Eckhardt gehörte 1868 zu den Mitbegründern des Zweigvereins Essen des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins. Außerdem war er führend an der Gründung der Genossenschaft der Berg- und Hüttenarbeiter beteiligt. Man weiß von ihm, dass er am Bergarbeiterstreik von 1872 aktiv mitgewirkt hat. Von 1875 bis 1878 war er Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) in Essen.

Ebenfalls 1878 wurde er Vorstandsmitglied des Verbandes rheinisch-westfälischer Bergleute. Im gleichen Jahr wurde dieser Verband, den man auch „Rosenkranzverband“ nannte, nach dem Inkrafttreten des Sozialistengesetzes verboten. Aus diesem Grund musste Daniel Eckhardt zwischen 1878 und 1890 seine Partei- und Verbandsaktivitäten, darunter den Vorsitz der SAPD in Essen, in der Illegalität weiterführen. Im 1889 nahm er am Internationalen Arbeiterkongress in Paris teil und galt als einer der maßgeblichen Führer beim Bergarbeiterstreik von 1889. Über seinen Auftritt bei der Versammlung der streikenden Bergleute in Borbeck am 8. Mai 1889 berichtete damals die Essener Volkszeitung:

„Gestern Nachmittag 5 Uhr fand in der Hausmann’schen Tonhalle eine außerordentlich stark besuchte Versammlung streikender Bergleute statt. […] Der erste Redner, Herr Eckhardt von Essen, bezeichnete es zunächst als einen Fehler, dass die Belegschaft der Zeche „Christian Levin“ so vorzeitig und trotz wiederholter Abmahnungen in der Presse und in Versammlungen zum Streik übergegangen sei. […] Er ermahne dringend zur Besonnenheit und Ruhe. […] Die gestellten Forderungen, eine Lohnerhöhung um 15 % sowie eine achtstündige Arbeitszeit inkl. Ein- und Ausfahrt, bezeichnete er als berechtigt und maßvoll. […] Mit großem Jubel wurden sämtliche Ausführungen des Redners aufgenommen.“

Schon früh litt Daniel Eckhardt unter der bei Bergleuten weit verbreiteten Silikose. Diese Krankheit, auch Staublunge genannt, machte ihn im Alter von 45 Jahren zum Vollinvaliden. Am 25. Januar 1896 ist Daniel Eckhardt in Essen gestorben. (FJG)

Quelle: Erwin Dickhoff: Essener Köpfe. Essen 2015. – Chronik auf der Homepage von Kressenbach. – Das Zitat ist dem Buch „Zwischen Schloss und Schloten“ von Andreas Koerner entnommen (Bottrop 1999), Kap. 2.7: Der Bergarbeiterstreik von 1889, S. 63.

 

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