Breilmann, Hans

Eine Gemeinde kommt ohne zuverlässige und hochqualifizierte Verwaltungsbeamte nicht aus, ebenso gerne greift man bei öffentlichen und privaten Anlässen auf geübte „Dichter“ und Rezitatoren zurück, die den Ohren zu schmeicheln vermögen. Diese Doppelbegabung als Beamter und Reimeschmied verkörperte vor vielen Jahren in Borbeck und Umgebung kaum ein anderer besser als Johannes „Hans“ Breilmann.

Wer war dieser Mann, der Festgrüße zu Dienst-, Priester- und Vereinsjubiläen schrieb und vertrauten Melodien seine selbstverfassten Texte unterlegte? Was weiß man über den Mann, der unter anderem dem Männergesangverein Gregorius Essen-Borbeck ein Vereinslied widmete und der Borbecker „Waldschenke“ und der Emscher eigene Liedtexte schenkte?

Johannes „Hans“ Breilmann wurde am 1. Dezember 1870 in Borbeck geboren. Sein Vater Heinrich Breilmann war Bergmann, geboren 1843 in Gladbeck, gestorben kurz nach der Geburt seines Sohnes im Januar 1871 während des Deutsch-Französischen Kriegs. Seine Mutter Bernhardine war eine geborene Schumacher.

Nach dem Besuch der katholischen Volksschulen in Frintrop und Borbeck trat Hans Breilmann am 1. Mai 1885 in den Dienst der Gemeinde Borbeck und machte dort rasch Karriere. 1892 wurde er Bürogehilfe, 1900 Gemeindesekretär, 1905 erfolgte die Beförderung zum Gemeindeobersekretär und 1910 zum Bürodirektor. Am 1. April 1934 wurde Hans Breilmann nach fast 50-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand versetzt.

Der Borbecker Verwaltungsdirektor genoss als Sachverständiger einen guten Ruf weit über Borbeck hinaus. In Trier, Wiesbaden und Homberg am Niederrhein griff man zwischen 1927 und 1932 für die Prüfung der örtlichen Verwaltung auf Breilmanns Kenntnisse und Erfahrungen zurück. Bereits 1921 hatte Hans Breilmann die „Steuer- und Gebührenordnungen der Stadt Essen“ in Buchform herausgegeben.

Hans Breilmann wohnte mit seiner Familie in der Reichsstraße, die 1938 in Termiedenhof umbenannt wurde. Er hatte drei Kinder. Der älteste Sohn Wilhelm starb im Oktober 1918 am Ende des Ersten Weltkriegs, die beiden anderen Kinder Johannes (geb. 1900) und Maria (geb. 1906) heirateten und schenkten den Eltern acht Enkelkinder.

Hans Breilmann war offenbar ein geselliger Mensch. Er war Stammgast in der Gastwirtschaft Körntchen gegenüber dem Rathaus. Dem Männergesangverein Gregorius fühlte er sich besonders eng verbunden. Er war mehr als 25 Jahre dessen Vorsitzender. Bei zahlreichen Anlässen stellte Hans Breilmann seine Begabung als Verfasser und Rezitator selbstverfasster Texte unter Beweis. Zu den aus seiner Feder stammenden gebrauchslyrischen Erzeugnissen gehört zum Beispiel das „Waldschenkenlied“ (Musik von Friedrich Ullrich aus Godesberg], das vermutlich um 1900 entstanden ist. Es soll hier im Wortlaut vorgestellt werden:

Es liegt ein Bauernhaus so kühl, umsäumt von grünen Bäumen,
am Weiher, wo die Schwäne zieh’n, und Nixen selig träumen.
:]: Feinst Liebchen spricht, es ist so schön,
lustwandelnd hier mit Dir zu gehn. :]:

Es liegt die Schenke tief im Tal, dem alten Schloss zu Füssen,
Die Ritter und die Burgfräulein den frohen Wand’rer grüßen.
:]: Die Schenke winkt, kehr bei ihr ein,
sollst herzlich mir willkommen sein. :]:

Das alte Haus ist stets gefüllt, mit echten deutschen Gästen,
sie greifen fest das volle Glas, wie’s Brauch bei frohen Festen.
:]: Und Bacchus ruft hurra, hurra!
Den lust’gen Zechern bin ich nah. :]: [Archivbestand F.J. Gründges]

Auch für den Allgemeinen Bürgerschützenverein Borbeck 1833 e.V. hat Hans Breilmann getextet. So verfasste er einen umfangreichen Text zur Geschichte des Schützenvereins. Er widmete dem Verein aber auch Verse, die der Ideologie der Nationalsozialisten im Sinne der Führerideologie verpflichtet waren:

„Hört des Führers ständig Mahnen,
treu zu schaffen für das Land,
das geerbt wir von den Ahnen
als des Glückes Unterpfand.

Darum stolz und aufgerichtet,
Tritt gefasst und froh marschiert
Dorthin, wo das Ziel gesichtet
Und uns Deutschlands Führer führt.“ [Koerner, S. 66]

Hans Breilmann hat nicht mehr erleben müssen, wohin der „Führer“ das deutsche Volk geführt hat. Er ist am 1. Mai 1939 gestorben. (FJG)

Quelle: Andreas Koerner: Hans Breilmann – Borbecks „poeta laureatus“. In: Borbecker Beiträge 2/2010, S. 62-66.

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