Askaristraße

In Deutschland haben die Askari namensmäßig wenige Spuren hinterlassen. In Eschwege, Offenbach und Mannheim gibt es Askari-Fachmärkte für Angel- und Jagdsport, in München-Trudering den „Askaripfad“ und in Essen-Gerschede seit 1939 die deutschlandweit einzige Askaristraße.

Die Askari haben schon früh im Liedgut der Wander- und Jugendbewegung Eingang gefunden. Besonders bekannt geworden ist das Lied „Heia Safari“ aus dem Jahre 1921 (Musik Martin Schönecke, Text Robert Götz), dessen erste Strophe lautet:

„Wie oft sind wir geschritten auf schmalem Negerpfad wohl durch der Wüste Mitten, wenn früh der Morgen naht. Wie lauschten wir dem Klange, den altvertrauten Sange der Träger und Askari: Heia, heia, Safari.“

Auch Heino hatte das Lied in seinem Repertoire. Der Männergesangverein in Swakopmund (Namibia) legte es anlässlich des 100-jährigen Chorjubiläums im Jahre 2002 neu auf.

Noch bis Mitte der 1980er-Jahre gab es auf dem Soldatenfriedhof am Waterberg in Namibia einen Gedenkstein mit der Inschrift „Hier ruhen treue Kaffernsoldaten der Kaiserlichen Schutztruppe“. Inzwischen ist der Stein durch eine Plakette an der Friedhofsmauer ersetzt worden. In Hamburg-Jenfeld wurde 2003 auf dem Gelände der 1999 geschlossenen Lettow-Vorbeck-Kaserne der „Tansania-Park“ geschaffen. Zentraler Bestandteil des Parks ist das „Schutztruppen-Ehrenmal“ aus der Zeit des Nationalsozialismus. Bis heute hat es wegen der unkritischen Präsentation kolonialrevisionistischer NS-Hinterlassenschaften keine offizielle Einweihung gegeben.

Benannt worden ist die Straße in Gerschede nach den Askaris, den Söldnern bzw. schwarzen Kolonialsoldaten, die im Dienste der europäischen Kolonialmächte in Afrika standen. Bekannt geworden sind sie zunächst durch die Orient-Romane von Karl May, dann als Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika und schließlich als Soldaten im Ersten Weltkrieg im Kampf gegen die britischen Truppen.

Die Bezeichnungen für den Askari schwanken heute immer noch zwischen den pro-kolonialen Begriffen „Söldner“ bzw. „treuer Askari“ und dem um Neutralität bemühten Begriff „schwarzer deutscher Kolonialsoldat“. Daran wird die ambivalente Rolle der Askaris sichtbar, die einerseits als Träger der kolonialen Gewaltunter als Ordnungskraft in Erscheinung traten, zugleich aber in der Wahrnehmung der indigenen Bevölkerung „Henkersknechte“ der Deutschen waren. Als historische Akteure in einem kriegerischen kolonialimperialistischen Kräftemessen sollten sie nicht länger als verehrungswürdige, „treue Helden“ gesehen werden, zu denen sie lange Zeit mystifiziert worden sind.  

Angesichts des historischen Kontextes, in denen die Askaris eingebettet sind, sei auch hier – wie bei der Tangabucht – die Frage erlaubt, ob es nicht Zeit für eine Namensänderung ist. (FJG)

Quellen: Thomas Morlang: Askari und Fitafita. „Farbige“ Söldner in den deutschen Kolonien. Links Verlag, Berlin 2008. – Stefanie Michels: Schwarze deutsche Kolonialsoldaten. Mehrdeutige Repräsentationsräume und früher Kosmopolitismus in Afrika. Transcript Verlag, Bielefeld 2009. – Michelle Moyd: Hundert Jahre Erster Weltkrieg – Das Zerrbild der Askari = http://www.inkota.de/material/suedlink-inkota-brief/168-hundert-jahre-erster-weltkrieg/michelle-moyd/. – https://de.wikipedia.org/wiki/Askari.

Bilder: Postkarten Deutsche Kolonien, oben rechts: Bundesarchiv, 105-DOA3049, Foto: Walther Dobberthin

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