Am Brauhaus

Wer die Straße „Am Brauhaus“ sucht, hält vergeblich Ausschau nach einem Brauereigelände und wird auch den typischen Malzgeruch vermissen, mit dem Brauereien gewöhnlich auf sich aufmerksam machen. Die Irritation wird noch größer, wenn man ganz in der Nähe auf die Hopfenstraße und den Malzweg stößt. Es hilft auch nicht weiter, wenn man weiß, dass die Straße Am Brauhaus früher 1915 Gertrudenstraße hieß und die Hopfenstraße als Heerstraße daherkam. Bräu, Hopfen und Malz – das kann kein Zufall sein.

Wie so oft hilft uns Andreas Koerner auf die Sprünge. Er weiß, dass die Trias der „bierseligen“ Straßennamen kein Zufall ist, sondern darauf zurückgeht, dass hier am 30. August 1899 eine Brauerei gegründet und ein Jahr später, Ende 1900, in Betrieb genommen wurde. Er hat sogar herausgefunden, dass das erste Bier am 3. April 1901 verschickt worden ist. Es waren keine Einheimischen, die die Brauerei gründeten, es waren Männer aus Frankfurt von der dortigen Binding-Brauerei. Sie brachten auch gleich den ersten Direktor namens Ernst Saalfeld mit.

Einen Namen bekam die Brauerei selbstverständlich auch. Sie nannte sich zunächst „Brauhaus Essen“, später lief sie unter der Bezeichnung „Brauhaus Essen AG“. Auch über den Jahresausstoß der Brauerei hat Andreas Koerner etwas in Erfahrung bringen können. Laut Bericht über das Geschäftsjahr 1904/1905 lag der Jahresumsatz bei über 50.000 Hektolitern. Damit war eine magische Grenze überschritten. Den Geschäftserfolg feierte man mit einer Riesenfete bei „Voßkühler“ in Frintrop – mit bengalischem Feuer, Feuerwerk und einer vielleicht nicht ganz so feurigen Rede des damaligen Borbecker Bürgermeisters Ferdinand Baasel.

Die Freude über die Anfangsverfolge – man belieferte immerhin um die 25 Wirtschaften und sonstige Zapfstellen in Borbeck und war um 1912 mit über 100 Beschäftigten und einem Ausstoß von über 100.000 Hektolitern die zweitgrößte Braustätte in ganz Essen – machte der Weltkrieg rasch zunichte. Von dem staatlich reduzierten Produktionsumfang musste man mit Kriegsbeginn noch einmal 20 Prozent für die Versorgung der Soldaten an der Front abzweigen. Im November 1918 versuchte man das Unternehmen durch eine Fusion mit der Ritterbrauerei in Dortmund zu retten, doch ging die Spur der einst so erfolgreichen Bürgerbräu Essen AG in den Nachkriegswirren verloren. Geblieben sind die drei Straßen, die mit Bräu, Hopfen und Malz die Erinnerung an eine bierselige Zeit bewahren. (FJG)

Quelle: Andreas Koerner: Bier in Borbeck – Teil 2. In: Borbecker Beiträge 2/2000, S. 91/92.

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