Zeche Emil-Emscher

Wer von Essen oder Bottrop kommend in die Hafenstraße einbiegt, sollte spätestens in Höhe des Stadions von Rot-Weiß Essen an Georg Melches (1867-1949) denken, der jahrelang Betriebsführer der Zeche Emscher bzw. Kokerei gewesen ist, von der nun die Rede sein soll.

1872 wurde die Gewerkschaft Emscher gegründet. Sie begann 1873 nördlich von Vogelheim in der Emscher-Aue mit dem Abteufen des Schachtes Emscher 1, der 1877 als erster Grubenbetrieb im Ruhrbergbau vollständig mit feuersicheren Gebäuden ausgestattet war und ein Fördergerüst aus Eisen aufwies.

Ab 1884 wurde mit dem Bau von Arbeiterwohnungen für die Belegschaft von Schacht Emscher begonnen. Die Arbeiterkolonie wurde Jahr für Jahr durch den Bau neuer Wohnungen erweitert. Bilanz 1911: 236 Arbeiterwohnungen, 12 Beamten- bzw. Steigerwohnungen. 1915 kamen weitere Neubauten in der Langenhorster und Wildstraße hinzu.

Zwischen 1888 und 1892 wurde neben Schacht Emscher 1 der Schacht Emscher 2 niedergebracht, der fortan der Großteil der Förderaufgaben für die Schachtanlage Emscher übernahm.

1900 wurde der Bau einer zentralen Förderanlage mit zwei Schächten an der Gladbecker Straße (B224) beschlossen. 1903 begann man mit dem Abteufen der Doppelschachtanlage Emil 1/2, benannt nach dem damaligen Generaldirektor des Kölner Bergwerks-Vereins Emil Krabler. Gleichzeitig entstand auf Schacht Emil 1/2 eine Zentralkokerei.

1903 wurde eine Konsumanstalt mit vier Verkaufsstellen eingerichtet, um die Belieferung mit einwandfreier Ware sicherzustellen und das Leihwesen einzudämmen. 1906 wurde in der Emscherkolonie eine zweite Kleinkinderschule errichtet.

1912 kam es zum Zusammenschluss von Kölner Bergwerksverein und Bergbauverein Neu-Essen. Die Zeche Anna wurde aus der Förderung genommen und als Anschlussanlage an die Förderschachtanlage Emil 1/2 angeschlossen.

1917 wurde das Ledigenheim an der Wildstraße um zwei Seitenflügel erweitert, ein weiteres Ledigenheim wurde 1924 bei Schacht Heinrich an der Altenessener Straße fertiggestellt.

Im Zuge der Konzentration der Schachtanlagen im Essener Norden wurde die Zeche Emil-Emscher zusammen mit Schacht Anna 1/2 mit der Zeche Carl verbunden. Die Förderung auf Carl 1/2 wurde eingestellt und auf Emil 1/2 zusammengefasst. Nach der Außerbetriebnahme der Schächte Emscher 1/2 und Anna 1/2 errichtete man auf Emil 1/2 eine neue Zentralkokerei, die 1928 in Betrieb genommen wurde.

1930 erfolgt die Fusion des Köln-Neu-Essener Bergwerksverein mit der Hoesch AG. Ab 1935 beschränkte man die Förderung von Emil-Emscher auf Schacht Emil 1/2, die Schächte Emscher dienten nur noch als Seilfahrt-, Material- und Wetterschächte.

1941 wurde im Ledigenheim in der Wildstraße ein Ziviles Fremdarbeiterlager eingerichtet. Nach und nach wurden auf den Altenessener Schachtanlagen Barackenlager für sowjetische Kriegsgefangene errichtet. 1942 waren auf den Schachtanlagen 730 Ausländer beschäftigt, darunter 161 französische Zivilarbeiter und 216 sowjetische Kriegsgefangene. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Schachtanlagen Emil und Emscher stark beschädigt.

Nach dem Wiederaufbau erreichte Emil-Emscher 1951 bereits eine Förderung von 1 Mio. Tonnen Kohle jährlich. Im Rahmen der Entflechtung des Hoesch-Konzerns wurde 1952 die Altenessener Bergwerks AG gegründet. Nach 1956 führte die Hoesch-AG das Unternehmen unter dem neuen Namen weiter.

1965 erfolgte die Zusammenfassung der Zechen Emil-Emscher und Fritz-Heinrich zum Verbundbergwerk Emil-Fritz. Die Förderung erfolgte über einen neuen Zentralförderschacht auf Fritz 1/2 Schacht, Emil 1 blieb wegen der dortigen Zentralkokerei ebenfalls als Förderschacht bestehen.

1973 wurde das Verbundbergwerk stillgelegt, die Schächte wurden verfüllt und die Tagesanlagen wurden abgebrochen. Die Ruhrkohle AG nutzte das Gelände Emil 1/2 als zentrales Kohlenlager.

Emil Emscher ist die erste von fünf ehemaligen Bergbauflächen im interkommunalen Projekt Freiheit Emscher, die nach ihrer grundlegenden Sanierung für die Ansiedlung bodenständiger und technologieorientierter Gewerbeformen und Logistik genutzt werden soll. Der Abschluss des Projekts im Rahmen eines urbanen Zentrums zwischen Essen und Bottrop ist für Ende 2021 vorgesehen. (FJG)

Quellen: Andreas Koerner: Zeche Emil-Emscher. In. Borbecker Beiträge 2 (2013), S. 92-101. – https://wikipedia.org./wiki/Zeche_Emil-Emscher (eingesehen am 23.10.2020). – http://der-letzte-macht-das-schachtlicht-aus.de (eingesehen am 23.10.20).


Bürgermeisterei Borbeck 1887 - Emscherschacht im Ausschnitt Mitte rechts

 

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