Streich, Gustav

Politiker

Gustav Streich wurde am 11. November 1906 im ostpreußischen Markhausen/Gerdauen geboren. Als gelernter Schriftsetzer kam er im Jahre 1924 nach Essen und wurde hier Mitglied des freigewerkschaftlichen Verbands der Buchdrucker Deutschlands. 1929 trat der der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands bei und schloss sich der Arbeiterwohlfahrt an.

Politisch aktiv wurde er im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Nach der Machtübergabe 1933 und dem Verbot der SPD im Zuge der Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten war er einer der Organisatoren des sozialdemokratischen Widerstands in Essen gegen die neuen Machthaber. 1937 wurde er vom Volksgerichtshof wegen der „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zusammen mit sechs weiteren Genossen zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Streich seine politische Tätigkeit wieder auf. So wirkte er in der Vorbereitung des Antrags der SPD auf Zulassung als politische Partei an der Formulierung der „Richtlinien zur Schaffung einer demokratischen Neuordnung“ mit. 1946 ernannte die englische Besatzungsmacht Gustav Streich zum Stadtverordneten, im Oktober des gleichen Jahres wurde er zum Mitglied in der ersten freigewählten Stadtverordnetenversammlung in Essen gewählt.

Bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden aus der aktiven Kommunalpolitik im Jahr 1975 gehörte er ununterbrochen dem Rat der Stadt Essen an und war hier in verschiedenen Ausschüssen und Gremien tätig. Auch bei der AWO Essen engagierte er sich. Besondere Verdienste erwarb sich Gustav Streich beim Ausbau der Alten Synagoge in Essen zu einer Forschungs- und Gedenkstätte. An der Seite von Ernst Schmidt war er als authentischer Zeitzeuge für Verfolgung und Widerstand ein gefragter Gesprächspartner in Essener Schulen unterwegs.

Für sein Eintreten für Demokratie und Toleranz wurde Gustav Streich mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er u.a. das Bundesverdienstkreuz sowie die Ehrenplakette und den Kulturpreis der Stadt Essen. Gustav Streich starb am 25. März in Essen. Nach ihm ist seit 1995 eine Straße in Essen-Rüttenscheid benannt. Auch die AWO Seniorenwohnanlage in Essen-Borbeck trägt seinen Namen.

Franz Josef Gründges

Quelle: Dickhoff, Essener Köpfe. Essen 2015.

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