Schmeck, Dr. Clemens

Paul Clemens Ewald Schmeck wurde am 25. Mai 1918 als jüngstes von fünf Kindern des Hausarztes Ewald Schmeck (1875-1942) und seiner Frau Bernhardine in Essen geboren. Nach dem Medizinstudium in Hamburg, Leipzig, Freiburg und Würzburg, wo er 1942 mit der Arbeit „Beiträge zur Klinik des Ekzems und zur Konstitution der Ekzemkranken“ zum Dr. med. promoviert wurde, übernahm Clemens Schmeck nach dem Tod des Vaters 1942 die väterliche Hausarztpraxis, die dieser 1899 in Dellwig eröffnet hatte.

Clemens Schmeck war von 1951 bis 1974 Vorsitzender des Bürger- und Verkehrsvereins Dellwig/Gerschede. Aus dem Verein heraus gründete er 1962 zusammen mit Dellwiger Bürgern die „Interessengemeinschaft gegen Luftverschmutzungsschäden und Luftverunreinigung“, die ab 1972 unter der Bezeichnung „IG Luftverschmutzung e.V.“ geführt wurde. Sie gehörte zu den ersten Bürgerinitiativen in Sachen Umweltschutz in der Bundesrepublik (die Bundespartei „Die Grünen“ wurde erst 1980 gegründet) und löste sich erst 1992, als das Thema Umweltschutz längst etabliert war, wieder auf.

Um die Mitte der 1950er-Jahre stieg das Bewusstsein für Umwelt und Natur im lokalen Raum langsam aber stetig an. „Eindämmung der Luftverschmutzung. Verein Deutscher Ingenieure erarbeitet technische Richtlinien für die Reinhaltung der Luft“ – so lauteten Schlagzeile und Untertitel eines Berichts auf der Titelseite der Borbecker Nachrichten vom 6. Juli 1956. Im Artikel stand der Schlüsselsatz: „Die Lufthygiene ist zu einer Frage des öffentlichen Wohls geworden, die gelöst werden muss.“ Im Rahmen der „Aktion Staub“ wurden im Laufe des Jahres 1956 100 Messstellen in Borbeck aufgestellt. Die Borbecker Nachrichten bliesen schon in ihrer Ausgabe vom 21. Juni 1957 zum Abgesang auf die „Romantik der qualmenden Schlote“. Am 31. Januar 1958 wies die Zeitung auf den Vortrag eines Diplom-Chemikers vom Hygiene-Institut Gelsenkirchen hin. Der Titel des Vortrags lautete: „Die Luftverschmutzung – ein komplexes Übel“.

Dr. Schmeck deckte schon früh die besonders im Ruhrgebiet extrem hohe Belastung durch Schadstoff-Emissionen auf. Im Juni 1959 erstattete er im Namen des Bürger- und Verkehrsvereins Dellwig Strafanzeige gegen die Hüttenwerke Oberhausen AG wegen Körperverletzung und erwog parallel dazu rechtliche Schritte gegen die nahe gelegene Rennanlage. Dr. Schmeck in der Antragsbegründung: „Wenn wir uns nicht mit allen verfügbaren Mitteln gegen die Luftverpestung wehren, werden wir eines Tages an ihr ersticken.“

Das Verfahren wurde eingestellt, weil die Anklagebehörde die Luftverunreinigung im Ruhrgebiet für unvermeidbar hielt. Dr. Schmeck und seine Mitstreiter wie zum Beispiel Bischof Franz Hengsbach und Rolf Buttler vom WDR wurden anfangs als „Spinner“ abgetan. Sie mussten sich gegen den Vorwurf wehren, mit ihrer einseitigen Betonung des Umweltgedankens Arbeitsplätze zu vernichten. In der frühen Phase des Strukturwandels im Ruhrgebiet hatten Maßnahmen zur Sicherung von Arbeitsplätzen de facto absoluten Vorrang vor umweltpolitischen Aspekten. Unter anderem durch die Veröffentlichung einer Studie des Gesundheitsamts Oberhausen und des Hygiene-Instituts in Gelsenkirchen wurde das Problem einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Im Februar 1961 berichtete das WDR-Fernsehen über die Ergebnisse der Studie.

Dr. Clemens Schmeck bei einer Diskussionsveranstaltung, Bild: Archiv der BORBECKER NACHRICHTEN

Nicht zuletzt den Bemühungen von Dr. Schmeck ist es zu verdanken, dass sich auch die „große Politik“ des Umweltthemas annahm. In Erinnerung geblieben ist der vielzitierte Satz von Willy Brandt vom 28. April 1961: „Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden.“ 1962 wurde Dr. Schmeck vom damaligen NRW-Arbeits- und Sozialminister Konrad Grundmann in den Landesbeirat für Immissionsschutz berufen.

Gegen alle Kritik setzte der Umwelt-Pionier Dr. Schmeck den Kampf gegen die schlechte Luft im Ruhrgebiet beharrlich fort. Als 1969 die Aluminiumhütte in Bergeborbeck die Produktion aufnahm, monierte die Dellwiger IG Luftverschmutzung die signifikant ansteigenden Schwefeldioxyd- und Fluorwerte und meldeten unverzüglich Protest an. Sie fand schließlich einen Konsens mit den Verursachern und den politischen Entscheidungsträgern.

In der Anfangsphase ging es Dr. Schmeck und der Interessengemeinschaft primär um den Schutz des Menschen vor schädlichen Umwelteinflüssen. Eine globale ökologische Sicht auf die weltweite Bedrohung der Natur und der Erde durch Klimaerwärmung, Atomkraft und andere Einflüsse konnten sie damals noch nicht haben. Ihr Kampf richtete sich im Kontext der Zeit gegen die Folgen einer ausufernden Industrialisierung.

Für seinen Kampf um eine saubere Umwelt wurde Dr. Clemens Schmeck 1977 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 1982 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Dr. Schmeck starb am 28. Februar 1984 in Assuan/Oberägypten. In Essen-Dellwig erinnern ein Gedenkstein mit Bronzeplakette (aufgestellt 1985) und die Clemens-Schmeck-Straße (Namensgebung 1986) an den streitbaren Umweltaktivisten der ersten Stunde. (FJG)

Quellen: Wikipedia-Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_Schmeck (Abgerufen am 29.07.20). – Homepage des Bürger- und Verkehrsvereins Dellwig/Gerschede 1910: https://bvvdellwig.de/dr-med-clemens-schmeck. (Abgerufen am 29.07.20). – Franz Josef Gründges: Die Siedlung Brauk und das Panzerbaugelände. In: Essener Beiträge Band 125/126 (2012/2013), Kapitel 4.2: Ansteigen des Umweltbewusstseins in Borbeck (S.179 f.).

Unten: Horst Pomp, Rolf Roskothen und Clemens Schmeck: Umweltschutz — auch Sache der Ärzte, in: DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, Heft 45 vom 12. November 1982, 79. Jahrgang, Ausgabe B

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