Schlosspark Borbeck

Der Park von Schloss Borbeck, der ehemaligen Residenz der Essener Fürstäbtissinnen, ist eine der ältesten Parkanlagen des Rheinlands. Das barocke Wasserschloss geht auf einen 869 erstmals erwähnten fränkischen Oberhof und Rittersitz zurück, auf dem Äbtissin Berta von Arnsberg 1288 einen Vorgängerbau errichten ließ. Das befestigte „Castrum“, wie es 1372 bezeichnet wurde, war seitdem Ort des Freigerichts im Stift Essen, diente oft als Zufluchtsort der Essener Stiftsdamen und wurde mehrfach belagert. Das feste Haus, an dessen mittelalterliche Vorburg ein alter Bruchsteinturm erinnert, war zwar sichere Werkstatt für die Münzprägung im Stift, konnte 1590 aber der Zerstörung durch spanische Truppen nicht widerstehen.

Erste künstlich angelegte Parkanlage

Fürstäbtissin Elisabeth II. von Manderscheid-Blankenheim (1588-98) errichtete die Gebäude bis 1594 wieder neu, bezog hier ihre Sommerresidenz und ließ den „Fürstinnenbusch“ genannten Buchenwald rund um das Schloss bereits in einen Waldpark umgestalten. Äbtissin Anna Salome von Salm-Reifferscheidt (1646-1688) baute 1650 das Haupthaus mit seinen beiden quadratischen Ecktürmen und dem geschweiften Giebel im Stil der Renaissance aus, umgab es mit einem sechs bis neun Meter breiten Wassergraben und zog 1665 von Essen ganz nach Borbeck. Und sie begann – ganz im Stil der Gärten ihrer Zeit - mit einer ersten künstlerisch gestalteten Parkanlage mit terrassenförmigen Steingärten, Spazierwegen, Nussbaum- und Obstplantagen.

Seine heutige Gestalt verdankt Schloss Borbeck der aufgeklärten Fürstäbtissin Franziska Christine von Pfalz-Sulzbach (1696-1776). Sie brachte ihr von zwei Löwen gehaltenes Wappen über dem Schlosseingang an und führte 1744 bis 1762 große Umbauarbeiten durch, bei denen das Hauptgebäude nach Süden verlängert wurde. Sie widmete in ihrer 50-jährigen Regierungszeit der Neugestaltung des Schlossparks große Aufmerksamkeit: Die ab 1744 von ihr weitgehend im Stil des Barocks und nach dem Vorbild von Schloss Versailles umgestaltete Gartenanlage zeichnete sich durch Wasserspiele, streng symmetrisch angeordnete geometrische Beete und auf das Schloss ausgerichtete Kaskadenanlagen aus. In einem Schwanenteich entstanden eine Insel, ein unechtes Grabmal und eine künstliche Ruine im Parkgelände entsprachen dem Geschmack ihrer Zeit.

Ein neuer Landschaftspark

Auch ihre Nachfolgerin, die letzte in der 950-jährigen Reihe der Fürstäbtissinnen, verwirklichte die aktuellen Trends der Gartenarchitektur ihrer Zeit: Maria Kunigunde von Sachsen (* 10. November 1740 in Warschau; † 8. April 1826 in Dresden), Königliche Hoheit von Polen, legte den Grundstein für den heutigen Schlosspark, den sie zu einem 42 Hektar großen englisch-chinesischen Landschaftsgarten umgestaltete.

Jetzt kehrte die Natur wieder in den Park zurück – freilich nach einem umfassenden Plan des aus Lüttich stammenden Architekten Francois Joseph Thomas Dukers (*31. Mai 1765, † 22. September 1823), der mit dem Theaterbau in Spa und als Hausarchitekt mit dem Stift Thorn verbunden war, wo er bereits große Baumaßnahmen durchführte. Als Vertrauensperson der Fürstäbtissin sorgte er in Frankreich für den umfangreichen Ankauf von Kunstwerken für Kirche und Palast der Thorner Abtei, doch er kümmerte sich auch um den Ausbau von Schloss und Park in Borbeck: Große Sichtachsen entstanden nun, weite Blicke, Baumgruppen und Solitäre, breite geschwungene Wege führten zur Quelle der Borbecke, die über einen schmalen Bachlauf die Gräfte rund um das Schloss und den Schlossteich speist. Auch für das Residenzgebäude selbst plante Maria Kunigunde von Sachsen noch einen kompletten Neubau. Allerdings wurde dieser Plan niemals ausgeführt: 1802 vereinnahmte Preußen das souveräne Stiftsterritorium und die preußische Staats- und Domänenkammer verkaufte Schloss Borbeck 1804 an die Grafen von der Recke-Volmarstein.  

Nach dem Ende des Stiftes Essen

Neuer Besitzer wurde 1826 Reichsfreiherr Clemens von Fürstenberg. Er ließ die alte Vorburg mit Gesindehäusern und Wirtschaftsgebäuden abreißen. Stattdessen entstand 1839-1842 ein neuer Bau, ein bedeutendes Beispiel des rheinischen Klassizismus. 1846 wurde ein großes schmiedeeisernes Gittertor aus dem Ende des 17. Jahrhunderts von Schloss Hugenpoet am Hauptzugang der Schlossanlage angebracht und 1865 das Grabensystem der ehemaligen Vorburg eingeebnet. Ab 1879 diente das Schloss nicht mehr für Wohnzwecke, doch der Schlosspark wurde zugänglich: Gegen Eintritt war es für die Bevölkerung zugänglich, die einen Streichelzoo mit Tieren, ein Karussell und manche andere Unterhaltung geboten bekam. 1941 verkaufte die Familie von Fürstenberg schließlich das Schloss an die Stadt Essen und das Tor erhielt seinen heutigen Standort am Parkeingang. Im Park entstanden in diesen Jahren kleine, heute noch sichtbare Bunkeranlagen.

Nach dem II. Weltkrieg

In den Gebäuden, die die Kriegsjahre ohne Schaden überstanden hatten, entstanden zunächst Notwohnungen für Ausgebombte und Flüchtlinge. Nach Umbauten in den 1950er und 1960er Jahren nutzte die Stadt das Gebäude als Büroräume der Stadtverwaltung, für Stadtarztstelle, Einwohnermeldeamt und Standesamt. Bis auf den Gewölbekellers und einige dekorative Innenelemente von Schloss Horst ging bei den Baumaßnahmen die gesamte historische Bausubstanz des Innenbereichs verloren. Nachdem die städtischen Dienststellen in den 1970er Jahren in ein neues Verwaltungsgebäude am Germaniaplatz umgezogen waren, blieben die obere Etage des Schlosses und sein Nebengebäude lange Zeit ungenutzt.

Ab 1979 entstanden die Gastronomie mit einem großen Saal, dazu Gruppen- und Gesellschaftsräume, die Folkwang-Musikschule und Gäste-Wohnungen für Künstler, im ehemaligen Wirtschaftsgebäude wurden eine Altentagesstätte, Ausstellungsräume, Künstlerwerkstätten und Vorführräume eingerichtet. Seit 1983 dient Schloss Borbeck als Kultur- und Begegnungsstätte für die Essener Bürgerschaft und es finden Konzerte und Vorträge statt. Das Borbecker Standesamt erhielt ein Trauzimmer und das Wirtschaftsgebäude wird regelmäßig für Ausstellungen und handwerkliche VHS-Kurse genutzt. Seit Februar 1985 stehen die Gebäude unter Denkmalschutz, seit 1998 ist das gesamte Schlossgelände als Bodendenkmal ausgewiesen. Eine historische Dauerausstellung lässt inzwischen die Schloss- und Stiftsgeschichte am Ort des Geschehens erleben. 2018 wurde der Park in seiner ursprünglichen Form als englischer Landschaftspark wiederhergestellt.

CB

 

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