Loosen van, Antonie

Rektorin des Lyzeums

Antonie van Loosen wurde am 9. November 1874 in Duisburg-Ruhrort geboren. Von 1897 bis 1934 war sie an der höheren Mädchenschule der Gemeinde Borbeck tätig. 1905 übernahm sie die Leitung der 1875 als katholische Mädchenschule eingerichteten „Höheren Töchterschule“, die schon 1896 auf Grund der starken Nachfrage auf acht Jahrgangsstufen erweitert worden war.

1909 wurde die Schule, an der zu dieser Zeit insgesamt 200 Schülerinnen unterrichtet wurden, als Lyzeum staatlich anerkannt. Gleichzeitig wurde Schulleiterin Antonie van Lossen zur Lyzeal-Direktorin ernannt. Als Schulleiterin war sie maßgeblich daran beteiligt, dass im Jahre 1913 ein neues Schulgebäude an der Ecke Zielstraße/Friedensstraße (heute: Hülsmannstraße) errichtet wurde.

1925 besuchten 350 Schülerinnen das unweit des Jungengymnasiums in der Prinzenstraße gelegene Lyzeum. Im gleichen Jahr kam es gleich nebenan zur Gründung einer Mädchenmittelschule. Sie sollte im Unterschied zu Lyzeum und Gymnasium nicht auf wissenschaftliche Studien vorbereiten, sondern der lebenspraktischen Ausbildung junger Menschen dienen. Zugleich konnte die Mittelschule die Schüler des Jungengymnasiums in der Prinzenstraße aufnehmen, die für den Abschluss einer höheren Schuldbildung nicht in Frage kamen.

Die Argumente überzeugten die Stadtverwaltung so sehr, dass der zuständige Ausschuss bereits im März 1925 die Errichtung der neuen Schule beschloss. Nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung nahmen noch im gleichen Jahr 131 Jungen und 79 Mädchen den Unterricht in der ersten Klasse auf. Zum Schulleiter (ab 1927 Rektor) wurde Wilhelm Kranendick ernannt. Der Unterricht musste in den ersten Jahren notdürftig in Baracken abgehalten werden. Schon früh forderte die Elternschaft den Bau eines eigenen Schulgebäudes für die Mittelschule, die um 1928/29 schon von 450 Schülerinnen und Schülern besucht wurde. Nach der Revision der Schule wurde die Mittelschule Borbeck als Vollanstalt anerkannt und konnte im März 1931 den ersten Jahrgang mit 50 Schülern und 32 Schülerinnen feierlich entlassen.

Die Anziehungskraft der Mittelschule ging zu Lasten des altehrwürdigen Lyzeums. Deren Schülerinnenzahl war trotz aller Bemühungen seitens der Direktorin van Loosen von 350 im Jahre 1925 auf schließlich 133 im Jahre 1935 geschrumpft. Das nahm die in erheblichen Finanzproblemen steckende Stadt zum Anlass, aus Gründen der Kostenersparnis das Borbecker Lyzeum zu schließen. Auf diese Weise kam die Mittelschule per Umzug dann doch noch zu einem eigenen Gebäude. Bereits ein Jahr zuvor hatte Antonie van Loosen ihre Tätigkeit am Lyzeum beendet.

Antonie van Loosen engagierte sich neben ihrem Unterricht in der Frauenbewegung. Sie war Vorsitzende der Borbecker Sektion des Katholischen Frauenbundes Deutschlands (KFD). In dieser Funktion organisierte sie den „Kriegsliebesdienst“ für Soldaten im Ersten Weltkrieg. Für diese ehrenamtliche Tätigkeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Sie erhielt die Rote-Kreuz-Medaille 3. Klasse, das Verdienstkreuz für Kriegshilfe und den Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“.

Ihr kommunalpolitisches Engagement war kurz bemessen. 1919 wurde sie zusammen mit der Lehrerin Franziska Gosewinkel und der Näherin Maria Giesing als Vertreterin der Zentrumspartei für zwei Jahre in die 102-köpfige Essener Stadtverordnetenversammlung, darunter acht Frauen, gewählt.

Antonie van Loosen ist am 28. Mai 1941 in Essen gestorben. (FJG)

Quelle: Erwin Dickhoff: Essener Köpfe. Essen 2015. – Klaus Wisotzky: „ … sed vitae discimus“. Die Geschichte der Mittelschule Borbeck 1925-1945 – http://gsr-essen.de/Chronik.html. Abgerufen am 29.05.2020.

Bild oben: Antonie van Loosen mit ihren Kolleginnen und Kollegen an der höheren Mädchenschule in Borbeck, in der Mitte der 3. Reihe von unten. Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv; Anzeige für eine Frauenversammlung des Zentrums in der Volks-Zeitung am 26.02.1919. Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv. Aus: WIR HABEN DIE WAHL. EINE AUSSTELLUNG DER GLEICHSTELLUNGSSTELLE ESSEN ANLÄSSLICH 100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT, 4A, S.7, aus: https://frauenportal.essen.de/download/100-Jahre-Frauenwahlrecht-Ausstellung-Essen.pdf

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