Herz-Jesu-Kirche

Bereits 1857 entstand in Lippern an der Straße von Mülheim nach Sterkrade die erste Borbecker Filialkirche, zu der auch ein Teil Frintrops gehörte. Bedingt durch Kohle und Stahl wuchs die Bevölkerung ständig an. Weitere Kirchen kamen hinzu – St. Maria Rosenkranz in Bergeborbeck und St. Josef in Frintrop (1877).

Schon bald äußerten die im unteren Teil von Frintrop wohnenden Kirchgänger den Wunsch nach einer eigenen Kirche. Für sie waren der sonntägliche Besuch der hl. Messe und die Teilnahme am Gemeindeleben mit mühsamen Wegen zur Kirche St. Josef verbunden. Zum anderen hatte der Ausbau der Infrastruktur im unteren Frintrop (Rangierbahnhof und Gutehoffungshütte) die Bevölkerungszahl erhöht und zur Gründung zahlreicher weltlicher und kirchlicher Vereine geführt, die in diversen Gaststätten (allein sieben zwischen Bahnhof Dellwig und Eisenbahner-Übernachtung Unterstraße) ihre Vereinsfeiern abhielten.  

Da ist es nicht verwunderlich, dass man auch im unteren Frintrop eine „Kirche im Dorf“ haben wollte. 1903 kamen im katholischen Frintrop erste Überlegungen zur Errichtung einer (Not-) Kirche in Unterfrintrop auf. Im Restaurant Stöckmann (damals Osterfelder Straße, später Gartenrestaurant vorm Walde, Ripshorster Straße) trafen sich Frintroper Bürger und beschlossen, eine Versammlung einzuberufen, auf der über den Bau einer zweiten Frintroper Kirche beraten werden sollte. Eine Kommission, bestehend aus den Herren Artz, Stöckmann und Hendriks, trug dem damaligen Pfarrer von St. Josef Peter Schlenter die Bitte nach dem Bau einer eigenen Kirche vor, stieß bei ihm jedoch auf energischen Widerstand. Daraufhin gründete man am 21. Juli 1903 einen Kirchbauverein, der nach dem Namen des kurz zuvor verstorbenen Papstes Leo XIII. benannt wurde.

Am 1. Mai 1907 gab der Kirchenvorstand von St. Josef den Auftrag zur Anfertigung einer Skizze für eine Notkirche in Unterfrintrop mit einem Fassungsvermögen von zunächst 800, später 1200 Besuchern. Am 6. März 1908 legte Architekt Heinrich Bachem aus der Richtstraße in Frintrop dem Kirchenvorstand die endgültige Bauzeichnung vor und wurde mit der Ausführung der Baumaßnahme beauftragt. Am 31. Mai 1908 fand die Grundsteinlegung durch Vikar Heinrich Staab und am 4. Oktober 1908 die Einsegnung durch Dechant Tönnißen aus Borbeck statt. Die Notkirche erhielt den Namen „Herz Jesu“. Erster Rektor der Rektoratsgemeinde wurde Heinrich Staab.

Pfarrer Schlenter scheint weder an der Grundsteinlegung der Notkirche Herz-Jesu im Mai noch an der Segnung der Kirche im Oktober 1908 teilgenommen zu haben. Wahrscheinlich war er dafür schon zu krank. Er starb nur wenig später am 16. November 1908. Seine Beisetzung erfolgte am 20. November 1908.

Am 21. Oktober 1909 erhielt der Kirchplatz der Herz-Jesu-Pfarre den Namen Leoplatz und das Verbindungsstück von der Kirche zur Unterstraße den Namen Leostraße.

Im November 1914 wurde der Rektoratsbezirks Herz-Jesu eingerichtet. Zum Pfarrverwalter wurde Rektor Lutz ernannt. Am 6. Dezember 1914 feierte man die feierliche Erhebung des Rektorats zur selbstständigen Pfarre, die zu diesem Zeitpunkt bereits 6500 Seelen zählte.

Am 17. Januar 1915 wurde der neue Pfarrer Peter Lutz (1878-1950) durch Dechant Rosenauer feierlich in sein Amt eingeführt. Der Bau der neuen Herz- Jesu-Kirche erfolgte 1953 unter seinem Nachfolger Pfarrer Josef Esser (1901-1955). Der erste Gottesdienst fand am 8. Dezember 1953 statt. Die Konsekration der Kirche nahm 1954 Weihbischof Ferche vor.  

Nachfolger des früh verstorbenen Pfarrer Esser wurde Pfarrer Theodor Güldenberg. Ihm folgte am 18. Juli 1972 Guido Wodkowski. Nach dessen Tod im Jahre 1976 übernahm Pfarrer Herbert Oenning die Seelsorge in der Herz-Jesu-Gemeinde. Während seiner Amtszeit wurde 1978 die Kirche umfassend renoviert. Im gleichen Jahr konnte das Pfarrheim seiner Bestimmung übergeben werden. Am 4. November 2004 – wenige Tage nach dem Eintritt in den Ruhestand – starb Pfarrer Herbert Oenning.

2006 teilte Ruhrbischof Felix Genn mit, dass es künftig nur noch zwei Großpfarren in Borbeck geben werde. Der Kirchenstandort am Leoplatz müsse aufgegeben werden. Am 13. Januar 2008 feierte die Pfarrgemeinde Herz-Jesu mit zahlreichen Gästen unter dem Motto „100 Jahre und neue Wege“ Geburtstag und Abschied zugleich. Seit dem 1. Februar 2008 gehört die Gemeinde Herz-Jesu zur Großpfarre St. Josef. Am 13. September fand der letzte Gottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche statt und nur wenige Wochen später, am 30. Oktober 2008, wurde das Kirchengebäude abgerissen. Das Turmkreuz fand einen neuen Standort auf dem Leoplatz. Die fünf Glocken gingen an die Gemeinde St- Michael in Duisburg-Meiderich. (FJG)

Quelle: Ludwig W. Wördehoff: Tiefe Trauer um die Herz-Jesu-Kirche. In: Borbecker Beiträge1/2009, S. 25-27. – Chronik des Bürger- und Verkehrsvereins Frintrop auf der Homepage: www.essen-frintrop.org.

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