Gerschede, Siedlungen

Der bäuerlich geprägte Ortsteil Gerschede veränderte seit Anfang der 1930er Jahre durch neue Siedlungsplanungen sein Gesicht:

Siedlung Gerschede

1932 baute die Treuhandstelle für Bergmannswohnstätten im rheinisch-westfälischen Steinkohlenbezirk für arbeitslose Bergleute 53 Doppelhäuser. Das Bauland für die Siedlung in Triftstraße und Stratmannshang hatte der Landwirt August Beckermann zur Verfügung gestellt. Im Dezember 1932 konnten die ersten 106 Siedler die in Eigenleistung erbauten Doppelhäuser beziehen. Die Siedler waren verpflichtet, Gemüse und Obst anzubauen und Kleinvieh zur Selbstversorgung zu halten. Für jedes Haus waren zehn Obstbäume und zehn Beerensträucher vorgesehen. Ein detaillierter Bepflanzungsplan machte den Siedlern konkrete Vorgaben. Anzupflanzen waren demzufolge Hochstamm-Kirsche, Hochstamm-Pflaume, Hochstamm-Birne, Hochstamm-Apfel, Apfelbusch, Birnenbusch, Kirschenbusch, Beerenobst, Blühendes Gehölz, Birke oder Eberesche, Blumen, Trauerrose, Gemüse und Kartoffeln. Außerdem musste hinter den Häusern eine Rasenfläche für das Bleichen der Wäsche und ein Auslauf für Hühner und Schweine nachgewiesen werden. Die einfach gebauten Häuser hatten im Erdgeschoss einen Küche, einen Wohnraum, ein Kinderschlafzimmer, eine Toilette und einen Stall. Im Dachgeschoss befanden sich das Elternschlafzimmer, ein Raum zum späteren Ausbau und ein Heu- und Strohschober, der durch eine Holzklappe von außen zu bedienen war. Aus den früheren Kleinsiedler-Häusern haben die Eigentümer nach vielen Um- und Anbauten ansehnliche Schmuckstücke geschaffen. Bis heute gibt es die Siedlergenossenschaft Essen-Gerschede 1932 e.V.

 

Nordlandaue/Nordlandring

In der Nordlandaue und im Nordlandring stehen 25 Fertighäuser in Holzbauweise, eine Schenkung der Stiftung Norwegische Europahilfe an das Hilfswerk der Evangelischen Kirche Essen für kinderreiche Familien. Die Übergabe erfolgte am 5. Februar 1955 durch die damalige NRW-Sozialministerin Dr. Rakel Severin im Beisein des Wiederaufbauministers Willi Weyer, des Essener Bürgermeisters Jäger und des Leiters des Evangelischen Hilfswerks Prof. Dr. Herbert Krimm. Die Nordlandaue zweigt in westlicher Richtung vom Düppenberg ab. Nach Süden wird sie durch die Aue der oberen Schmalenbecke begrenzt. Der Nordlandring liegt ringförmig an der Nordlandaue.

 

Siedlung „Gimkenhof“

In den Jahren 1938 bis 1940 entstanden im Gerscheder Süden auf Gimkens Grund insgesamt 240 Eigenheimhäuser für kinderreiche Familien. Bauträger von Essens damals größter Eigenheimsiedlung war die Rheinische Heimstätte. Die 1 ½-geschossigen Häuser wurden auf Grundstücken errichtet, die nach dem Reichsheimstättengesetz mindestens 600 qm groß sein mussten. 1938 konnten im ersten Bauabschnitt 135 Häuser fertiggestellt werden. Sie standen in sechs neuen, parallel verlaufenden Straßen, die alle von der Ackerstraße ausgingen, und wurden nach Orten aus dem Neuwieder Becken benannt. Die Straße Rengsdorfer Heim zum Beispiel erhielt ihren Namen nach einem Höhenluftkurort bei Neuwied, der Raiffeisenweg wurde nach dem Gründer der ersten genossenschaftlichen Spar- und Darlehenskasse F.W. Raiffeisen benannt. Im zweiten Bauabschnitt entstanden bis 1940 weitere 87 Häuser zwischen Ackerstraße und dem Bachlauf der Schmalenbecke. (FJG)

Quellen: Ludwig W. Wördehoff: Die Verwandtschaft der Gimken-Höfe in Borbeck. In: Borbecker Beiträge 28. Jahrgang, 2/2012. – Dickhoff: Essener Straßen. – Wördehoff: Borbeck in seinen Straßennamen. – Ansichtssachen. Borbecker gestern und heute auf einen Blick.

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