Gaststätte Kaldenhoff

In einem Bericht aus dem Jahre 1662 über die Besichtigung der Schlagbäume im Stift Essen heißt es: „Bei Kaldenhoven ist der Baum mit Schloß und allem Zubehoer ferlich, den Schlüssell hatt Kaldenhoven, welcher diesen Baum schließen muss.“ Auf diesen Schlagbaum, der beim Hof Kaldenhof stand, geht der Name Kaldenhoverbaum zurück. Der Schlagbaum bestand auch nach der Auflösung des Stifts Essen weiter. Als nämlich die Aktienstraße im Jahre 1839 dem Verkehr übergeben worden war, mussten die Nutzer eine Straßengebühr entrichten.

Drei Jahre später, am 22. Juli 1842 teilte die Regierung in Düsseldorf dem Landrat Devens mit, dass man damit einverstanden sei, „daß der Empfang des Barriere-Geldes an den beiden Hebestellen der Mülheim-Borbecker-Aktienstraße den beiden Eingesessenen Kirberg und Kaldenhoff von der Actiengesellschaft übertragen und mit denselben darüber ein Abkommen getroffen werde.“ (Zitiert nach Koerner). Eine Zeitlang (1878) war in der Schankwirtschaft Kaldenhoff eine Poststelle untergebracht.

Diese Gaststätte bestand schon länger. Wann sie eingerichtet wurde, ist nicht bekannt. Die früheste Nennung stammt aus dem Jahr 1832 mit einem Bericht über eine Feier in der Schankwirtschaft Kaldenhof anlässlich des Durchstichs der Mergelschicht am Schacht Franz, zu der Franz Haniel eingeladen hatte. Die 30 Gäste hinterließen eine Rechnung von 9 Talern und 3 Silbergroschen für 17 Kannen Schnaps (ca. 22 Liter), 127 Liter Bier, Käse, Weißbrot und zerbrochene Gläser. Das Original der Rechnung befindet sich im Haniel-Museum in Duisburg.

1895 brannte das Haus völlig aus, wurde jedoch an gleicher Stelle wieder aufgebaut. Nach 1900 wechselten die Wirtsleute. Im ersten Jahrzehnt betrieb ein Hermann Kaldenhoff die Wirtschaft. Nach seinem Tod übernahm die Witwe den Betrieb. Im Borbecker Adressbuch von 1939 ist dann ein Heinrich Kaldenhoff als Schankwirt im Haus Aktienstraße 140 verzeichnet. Diese Anschrift besteht bis auf den heutigen Tag. Nach dem Tod von Heinrich Kaldenhoff übernahmen dessen Tochter Waltraud und ihr Mann Heinz Schoppe die Wirtschaft. Dieser Heinz Schoppe war von Hause aus Landwirt und bewirtschaftete einen Hof dem Gelände, auf dem heute der Gartenbaubetrieb Trautmann steht (und ganz früher der Urhof Kaldenhoff stand).

In den 1960er-Jahren war die Schankwirtschaft Kaldenhoff das Vereinslokal von VFB Borbeck. Bis zu ihrer Schließung hieß die Gaststätte „Stammhaus Kaldenhoff“. Die Wirtsleute verabschiedeten sich Ende 2019 auf ihrer Homepage mit den Worten: „Vielen Dank für Ihr jahrelanges Vertrauen! Man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Das Stammhaus Kaldenhoff schließt seine Pforten für immer.“

Was wohl aus der Gaststätte wird? Mit ihr wird wohl auch die Wandbemalung verschwinden, die einen an der Wand lehnenden, anscheinend schlafenden Reiter zeigt, der auf einem Pferd mit überkreuzten Vorderhufen unter einem Vordach hockt. Daneben steht auf dem Boden ein Fass mit der Aufschrift „Bockbier“. Das Bild erinnert stark an die Szene mit dem betrunkenen Pferd aus dem Film „Cat Ballou – Hängen sollst du in Wyoming“ mit Jane Fonda und Lee Marvin aus dem Jahre 1965.

Quelle: Andreas Koerner: Die Schankwirtschaft Kaldenhoff. In: Borbecker Beiträge 2/2006, S. 86. – Mündliche Mitteilungen von Hans Kaldenhoff.

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