Elisabeth von Bergh-s’Heerenberg

Fürstäbtissin 1605-1614

Elisabeth wurde 1581 als eines von 16 Kindern des Grafen Wilhelm von Bergh-s’Heerenberg und seiner Ehefrau Maria von Nassau geboren. Nur drei Brüder und vier ihrer Schwestern erreichten das Erwachsenenalter. Vater Wilhelm von Bergh kämpfte sowohl für die Habsburger als auch für die Generalstaaten. Er starb 1586. Elisabeth wurde zunächst protestantisch erzogen, konvertierte jedoch angeblich nach dem Besuch einer katholischen Messe, vielleicht auch erst nach dem Tod ihrer Mutter 1599, jedenfalls vor 1601.

Äußerungen in ihren Briefen ist zu entnehmen, dass Elisabeth Teile ihrer Kindheit auf Schloss Culemborg und Schloss Vianen verbracht hat und dort sehr glücklich war. Dort lernte sie den 1577 geborenen Floris II. von Pallandt (1577–1639), Graf von Culemborg und Neffe der 1604 verstorbenen Essener Äbtissin Margarethe Elisabeth von Manderscheid-Blankenheim-Gerolstein, kennen. Er heiratete 1601 zu Elisabeths Leidwesen ihre ältere Schwester Catharina.

Bei der Wahl Elisabeths im Jahre 1605 spielten konfessionelle und ständische Interessen eine Rolle. Die in politischen Angelegenheiten unerfahrene Äbtissin musste sich auf ihre Ratgeber, in der Mehrzahl Jesuiten, verlassen. So musste sich sie sich per Eid verpflichten, nur noch katholische Bewerberinnen für das Damenkapitel aufzunehmen. Auf den Stand wurde weniger Wert gelegt. Auch Elisabeth selbst stammte keineswegs aus reichsgräflichem Geschlecht. In ihrer Amtszeit, vor allem aber unter ihrer Nachfolgerin Maria Clara von Spaur stieg der Einfluss der aufstrebenden, standesmäßig unterqualifizierten österreichischen Häuser stetig an.

Elisabeth scheint sich in Essen nicht wohl gefühlt zu haben. In den insgesamt vierzehn Briefen, die sie zwischen 1610 und 1614 ihrem Jugendfreund Floris eigenhändig geschrieben hat, klingt dies immer wieder durch. Essen war für die lebenslustige Elisabeth „melancolis ort“, Westfalen bezeichnete sie als „plumbes Land“. Sie vermisste das höfische Leben und die netten Kavaliere.

Während ihrer Amtszeit hatte sie ständig Konflikte mit dem Damenkapitel. Es ging dabei um wirtschaftliche Fragen wie die Vergabe der Präbenden (Pfründe), aber auch, wie eingangs erwähnt, um die Rekatholisierung des Damenkapitels. Das lief nicht ohne Widerstände ab. Als bekannt wurde, dass die Äbtissin an Lichtmeß 1614 ihren protestantischen Jugendfreund Floris von Culemborg in Essen empfangen wollte, rief diese Absicht ziemlichen Unmut in katholischen Kreisen hervor.

Das Wiedersehen der Beiden kam nicht zustande, da Elisabeth am 12. Januar 1614, gerade einmal 33 Jahre alt, über Nacht verstarb. Die Umstände ihres Todes sind dubios, es ist möglich, dass der Tod nicht natürliche Ursachen hatte. Sie befürchtete vergiftet zu werden, wie sie Floris in ihrem Brief vom 10. Dezember 1613 anvertraute. Er möge die an sie adressierten Briefe „dicht versiegeln“, denn sie „habe grundlos viele Feinde am Hof.“

Zu ihrer Nachfolgerin wählte das Kapitel die katholische Stiftsdame Maria Clara von Spaur, Pflaum und Vallier. Der Leichnam der Elisabeth wurde in Essen bis zum Eintreffen von Floris aufgebahrt und schließlich im Essener Münster bestattet. Die 230 x 127 cm messende Grabplatte aus schwarzem Marmor (Bild oben, links: Floris von Pallandt und seine spätere Frau Catharina), die ihr Bruder vermutlich in Antwerpen anfertigen ließ, befindet sich heute an der Nordwand des östlichen Seitenschiffjochs. (FJG)

Quelle: Ute Küppers-Braun: Frauen des hohen Adels im kaiserlich-weltlichen Damenstift Essen (1605-1803). Münster 1997, S. 119-130.

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