Bunker am Fliegenbusch

Die Bezirksvertretung IV (Borbeck) erhielt am 9. September 2014 zur Kenntnisnahme die folgende Information: "Die Hochbunker Körnerstraße / Ecke Oberdorfstraße und Frintroper Str. 3a wurden durch Verfügung der Bezirksregierung Düsseldorf vom 8. April 2014 als Baudenkmäler in die Denkmalliste der Stadt Essen eingetragen." Also ist das erste Baudenkmal, das im Stadtteil Schönebeck in die Denkmalliste eingetragen wurde, dieser Bunker. Wie schön, rufen alle Schönebecker. Mir sind drei weitere Betonklötze im Raum Borbeck bekannt. Die in der Wolfsbankstraße und der Richtstraße sind von Privatleuten erworben worden, die sich intensiv darum bemühen, die Bunkeransicht zu vertuschen. Der dritte an der Germaniastraße hinter den Zinkhüttenhäusern rottet ruhig vor sich hin.

Zu dem Schönebecker Bunker kann man in dem Begleittext der Verfügung lesen: "Der Hochbunker Frintroper Straße 3a wurde von Dezember 1940 bis April 1941 als Betonrohbau im Rahmen des 'Führer-Sofortprogramms' für den Luftschutz errichtet und bot Platz für 250 Personen. (...) Mit vorgesehenen 250 Personenplätzen ist der Bunker Frintroper Straße als relativ kleiner Bunker anzusprechen, was für den Bunkerbau in Essen aber durchaus typisch ist, wo es bis auf einen nur Hochbunker mit weniger als 750 Plätzen gab. (...) Der Bunker Frintroper Straße ist ein anschauliches Zeugnis der Geschichte Essens im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg." Die Denkmalpfleger haben erfreut festgestellt, dass der Erhaltungszustand innen und außen gut ist. Dem Bürger fehlen Erlebnisberichte, die sich auf diesen Bunker und die Kriegszeit beziehen.

Ein Ersatz ist vielleicht ein Bericht von Hermann Horstkamp vom Bunker an der Richtstraße: "Am 3. Februar 1945 gegen 21 Uhr hörten wir, Karl Heinz Mütze und ich, Hermann Horstkamp, Drahtfunk (ein Sender über Telefonleitungen). Es kam die Meldung: Feindliche Flieger von Venlo mit Ostkurs, das bedeutete für uns: Wir sind in Gefahr. Mit meinem Freund Karl Heinz Mütze lief ich zum Bunker an der Richtstraße. Am Bunker standen fünf Nachbarn: Albert Kunze, sein Sohn Heinz Kunze, Johann Fätz, Karl Urban und der Buchhändler Johann Artz. Als wir am Bunker ankamen rief Heinz Kunze uns zu: Kommt zu uns, Leuchtbomben stehen über Bottrop, für uns keine Gefahr. Wir antworteten: wir gehen in den Bunker. Etwa zwei Minuten nachdem wir die Bunkertür hinter uns geschlossen hatten - ich befand mich an der ersten Stufe der Treppe zur ersten Etage - gab es einen furchtbaren Knall und mein rechtes Trommelfell zerriss. Es explodierte eine Luftmine circa 8 Meter vor dem Bunker in Richtung Dellwiger Straße. Das Ergebnis dieser Explosion, alle fünf Nachbarn, mit denen ich Minuten vorher gesprochen hatte, waren tot. Die Häuser Richtstraße 41, 43, 45 und 47 waren wie vom Sturm weggeblasen. Das Haus 46 und 51 waren vom Sog der Luftmine ausgesaugt worden. Ich wohnte im Haus Nummer 51." (Borbecker Nachrichten vom 22. September 2011)

Seit 1999 gibt es in Essen unter dem Begriff "Kunstspur" an bestimmten Tagen im September Künstlerateliers zu besichtigen. In diesem Rahmen war in den Jahren 2001, 2002, 2005 und 2006 der Fliegenbuschbunker unter dem Begriff "Kunstbunker" geöffnet. Es waren jeweils Werke von Angelika Michalski und - außer 2002 - von jeweils einem anderen Künstler dort zu besichtigen. Leider hatte ich nie die Gelegenheit genutzt, einen Blick in den Bunker zu werfen. Ich habe auch erfahren, dass dort einmal Proberäume für Bands waren.

(Andreas Koerner)

 

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