Anna Salome von Salm-Reifferscheidt

Fürstäbtissin 1646-1688

Anna Salome von Salm-Reifferscheidt (* 4. Oktober 1622; † 15. Oktober 1688 in Essen), von 1646-1688 Fürstäbtissin, war als Sechsjährige 1628 mit ihrer Schwester Sidonia Elisabeth, im Stift Thorn aufgenommen worden. 1633 erhielten beide auch Präbenden in Essen, Anna Salome wurde 1637 aus der Residenzpflicht in Thorn entlassen, 1638 zur Pröpstin des Essener Stiftes gewählt, 1640 in Thorn zur Dechantin. 1645 vom Kölner Erzbischof Ferdinand von Bayern vorgeschlagen, wurde sie gegen die Wunschkandidatin des päpstlichen Nuntius, Anna Eleonora von Staufen durchgesetzt, die seit 1631 dem Thorner Stift als Äbtissin vorstand. Mit 24 Jahren wurde Anna Salome am 5. Juni 1646 in Essen einstimmig zur Äbtissin gewählt und blieb über vierzig Jahre im Amt.

1641 ließ sie die verwüsteten Essener Stiftsgebäude renovieren, ebenso Schloss Borbeck, 1652 holte sie die Augustiner Chorfrauen, stattete sie mit dem Gebäude des Beginenkonvents am Alten Hagen aus und erlaubte ihnen, eine Mädchenschule zu betreiben. Anna Salome ist ab 1654 Stiftsdame im reichsunmittelbaren hochadeligen Damenstift Elten bei Emmerich und ist seit 1656 Küsterin. 1661 gewann sie die Herrschaft über das Stift Rellinghausen zurück, 1662 veranlasste Anna Salome die katholischen Stiftsbauern im "Borbecker Bauernsturm" die protestantische Stadt Essen zu besetzen. Doch im Dauerstreit zwischen Fürstin und Stadt entschied 1670 das Reichskammergericht, dass die Stadt Essen der Äbtissin untertan sei, aber ihre althergebrachten Rechte behalte.

Als für ihre Zeit sehr gebildete Frau hinterließ sie eine private Bibliothek von über 100 Büchern zu politischen, juristischen, geographischen, historischen und sogar medizinischen Titeln. Anna Salome regierte in ihren Stiften selbst, wobei sie sogar eigenhändig juristische Schriftsätze für das Essener Stift verfasste. Als Anna Salome mit 66 Jahren 1688 starb, wurde in allen Kirchen des Stifts in den nächsten drei Tagen dreimal eine Stunde lang die Glocken geläutet, danach sechs Wochen lang täglich eine Stunde. Im Stiftsgebiet war das Glücksspiel untersagt, und die Stiftsdamen in Essen, Stoppenberg und Rellinghausen hatten Trauer zu tragen.

Anna Salome wurde im Mittelschiff der Essener Münsterkirche begraben, ihr Epitaph befindet sich heute an der Wand des nördlichen Seitenschiffs auf der Orgelempore. Anna Salomes Nachfolgerin als Äbtissin des Stifts Essen wurde Anna Salome von Manderscheid-Blankenheim, bereits 1646 Kandidatin für dieses Amt. (CB)

Zurück