Licht aus: Spot auf Borbeck

Heinz-Werner Kreul und Udo Kühn sorgten für volles Haus in der Alten Cuesterey

18.02.2024

BORBECK. „Jetzt macht mal alle Lichter aus. Geht los.“ Für Heinz-Werner Kreul war es keine Überraschung, dass einer seiner Vorträge mal wieder alle Rekorde brach. Volles Haus und nahezu Kinoatmosphäre gab es in der Alten Cuesterey am Sonntagnachmittag: Fast genau 100 Besucher saßen dichtgedrängt, um sich in die Präsentation von Bildern aus der Geschäftswelt Borbecks in den 1950er und -60er Jahren zu vertiefen. Fast ausschließliche Quelle für die mit Udo Kühn gemeinsam erstellte Bilderschau "Was für ein Laden!" waren die BORBECKER NACHRICHTEN, die zum 75-jährigen Ersterscheinungstag 1949 derzeit in der laufenden Ausstellung gezeigt werden.

v.l. Susanne Hölter, Vorsitzende des Kulturhistiorischen Vereins Borbeck e.V., Heinz-Werner Kreul und Udo Kühn

Borbecker Schwarmintelligenz

Schritt für Schritt wanderte Kreul mit den begeistert mitgehenden Zuschauern ganze Straßenzüge ab. Und nicht selten half die versammelte Borbecker Schwarmintelligenz, um die ehemaligen Geschäfte noch genauer zu lokalisieren oder zu benennen – eine ganze Anzahl von ihnen wären im Stadtbild von heute an vielen Stellen kaum noch zu finden. Auch der Referent sparte – bei aller Sachkenntnis und viel Humor - nicht mit Kritik an „wilder Abrissmanie und Modernisierungswahn“, von dem Borbeck seit den 1970er Jahren überfallen wurde und die in vielen Gesprächen eine Rolle spielte. Das Schlimmste sei nur dadurch verhindert worden, dass schließlich möglicherweise schlicht das Geld fehlte.

Zahlreiche noch heute sehr bekannte Namen zeigten, welche große Bedeutung Borbeck-Mitte einst als Einkaufszentrum einst besaß: Die seit der Vorkriegszeit überkommene Geschäftigkeit war auch bald nach dem Krieg wieder in vielen Familienunternehmen des Handels und Handwerks präsent, zahlreiche Lebensmittelläden, Metzgereien, Bäcker, Kurzwarenläden, Metallwaren, aber ebenso gehobene Kleidungs- und Schuhgeschäfte prägten dicht an dicht die Schaufensterzeilen. Die mit Großpflaster gebauten Straßen waren für den Verkehr noch offen, der Alte Markt war beim Wochenmarkt von zahllosen Ständen lückenlos gefüllt. Auch die Freizeit hatte ihren Platz: Zahlreiche Gaststätten, in denen alte Rot-Weiß-Größen wie August Gottschalk ihre Blonden zapften oder sich der SV vor den Spielen umkleidete, aber auch viele Eisläden hatten ihre Existenz. Und die Zahl der Kinos schwankte zwischen vier oder fünf – auf jeden Fall „verbotenen Orten“ für manche der Kinder und Jugendlichen von damals.

Pralle Reise durch eine vergangene Welt

Die liebevolle Zusammenstellung der gut sortierten einstündigen Präsentation von Heinz-Werner Kreul und Udo Kühn lieferte eine pralle Reise durch eine vergangene Welt, die für alle Gäste viele Erinnerungen wachriefen. „Es war die Generation der Großeltern und Eltern, die auf ihre Weise Borbeck prägten“, so eine bemerkenswerte Anmerkung in den vielen anschließenden Gesprächszirkeln: „Jetzt sind die Kinder und Enkel dran. Auch sie werden in einer völlig veränderten Welt ihren Weg finden müssen – und sie tun es.“

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Nächste Veranstaltung: Die Ausstellung „Was gibt´s Neues? Von der Borbecker Zeitung zu borbeck.de" ist weiterhin an allen Tagen außer montags von 15-18 Uhr geöffnet. Alte Cuesterey, Weidkamp 10, 45355 Essen-Borbeck, Eintritt frei. Die nächste Veranstaltung am 23. Februar steht unter dem Titel "Zeitungsenten, Fake News & KI - Wie sollen wir da noch durchblicken". Gast bei der informativen Gesprächsrunde ab 18 Uhr ist der Borbecker Journalist Pascal Hesse.

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